Lolo war mächtig stolz. Da Felo so beschäftigt war, Samhain sei dank und es der Elfe wieder besser ging, hatte sie das Zugeständnis bekommen, alleine zur Elfenschule zu fliegen. Natürlich war das anstrengend, wenn man noch nicht so geübt im fliegen war und sich nicht zwischendurch auf der bequeme Schulter der Hexenschülerin ausruhen konnte, ABER…! Aber darum ging es nicht! Sie würde das schaffen! Und sie war tatsächlich die stolzeste Elfe des Kurses, als sie die Schule endlich erreicht hatte und sich auf ihrem kleinen Stühlchen an ihrem Miniaturtisch niedergelassen hatte. Heute war wieder Verwandlung dran – auch eine Fähigkeit, in der sie noch nicht so versiert war. Umso mehr Vorfreude hatte Lolo, als Cici alle anwesenden, kleinen Elfen zur Ruhe mahnte und einen schönen Morgen wünschte.
Es war spannend. Lolo hing förmlich mit ihren großen, türkisfarbenen Augen an Cicis Lippen, als diese erläuterte, wie sich Elfen überhaupt der Magie der Verwandlung bedienten. Hätte sie nicht gewusst! Wäre sie nie drauf gekommen! Genau deshalb war es ja auch phantastisch, dass es die Elfenschule gab. Gegen Ende der Stunde durften die kleinen Elfen noch ein wenig üben. Magie bündeln, vorstellen, was man werden wollte und Magie freilassen! … War einfacher gesagt, als getan. Lolo schnaufte leise, während sie auf ihre grünschuppiges Ärmchen und den geringelten, grünen Schwanz blickte, die sie bewerkstelligt hatte. Nun… ein Chamäleon sah anders aus. Zumindest noch wesentlich unelfenhafter. Sie würde daheim noch ganz viel üben müssen. Warum ein Chamäleon? Nun, sie hatte da so einen Film gesehen! Mit einer Prinzessin mit gaaaanz langen Haaren und einem Chamäleon. Zusammen mit Felo, natürlich, und Felo hatte gesagt, dass das Chamäleon sehr niedlich wäre. Gut, sie sagte auch, dass Steine niedlich waren. Und das Lolo das niedlichste Geschöpf der Welt war – aber Lolo wollte Felo mit der Verwandlung überraschen.
Ein Flattern. Die Elfe mit den langen, pinken Haaren blinzelte und sah zum Fenster raus. Oh huh. Da hatte sie ein Deja vu. Sie war nicht jedes Mal dabei gewesen, wenn Felo eines der fliegenden Mäuschen eingefangen und nachhause gebracht hatte, aber selbst Lolo hatte gemerkt, dass es schon fast zur Gewohnheit wurde, auf so einen geflügelten Freund zu treffen.
Sie schwebte neugierig durch die Tür hinaus in den Hof und sah hoch zu dem Ast eines Baumes, der inmitten eines Blumenbeetes thronte. Die Fledermaus hing kopfüber und machte aufgeregte Bewegungen mit ihren Flügeln, wenn Lolo Anstalten machte, sich zu nähern. Hrm.
Dann fiel der kleinen Elfe etwas ein. Nun gut. Übung machte ja bekanntlich den Meister…!
Und so versuchte sie es mehrere Male, sich in eine Fledermaus zu verwandeln. Die ersten Versuche waren ein wenig grotesk, obwohl sie sich doch sicher war, wie eine Fledermaus aussehen musste – immerhin sah sie doch sogar direkt vor sich eine! Bevor sie sich jedoch ihrem Frust hingeben konnte, holte sie tief Luft. Wie löste Felo solche Situationen normalerweise? Mit Ruhe. Felo sagte oft, dass Lolo sehr schlau war. Also lieber nicht versuchen, dieses Problem mit Kreativität zu lösen, sondern lieber so, wie sie es am besten konnte. Also ging Lolo in aller Ruhe durch, wie genau eine Feldermaus aufgebaut war. Ledrige Flügel, dunkles, kurzes Fell, Große Ohren – und definitiv in ihrer Größe. So schloss die kleine Elfe ihre großen Augen und konzentrierte sich. Magie bündeln, vorstellen, freilassen!
Als sie die Augen wieder öffnete, flatterten ihre Ärmchen nicht mehr als Ärmchen, sondern als ledrige Flügelchen. Sie blickte in die Spiegelung des Fensters neben ihr und nickte die Verwandlung ab. Garnicht so schlecht. Sie hatte zwar immernoch ihre langen Haare und die größen Augen, aber grundsätzlich sah sie aus wie eine Fledermaus. Vielleicht ein wenig schief und krumm, aber die Fledermaus dort oben sollte sich bitte nicht so haben.
So startete sie einen weiteren Versuch und flatterte nach oben.
Tatsächlich beäugte die andere Fledermaus die Elfenfledermaus mit Interesse und gewährte ihr auch, dass sie sich neben sie hängen durfte. Lolo erklärte der Fledermaus daraufhin, dass sie wisse, wie man wieder zum Turm zurückkam, woraufhin das Interesse noch einen Tick intensiver wurde. Oh wirklich – neun Tage von zuhause weg sein war der Fledermaus auch wirklich genug – sie hatte nur ihren Rückweg nicht finden können.
Im selben Moment trat eine Hexenschülerin mit verräterischer, rosa Haarpracht den Hof und sah zum Baum hoch. Felo wusste immer, wo Lolo war. Da war ein Band zwischen den beiden, das nichts und niemand trennen konnte. Die Hexe lächelte und umso breiter, als sie die Fledermaus bemerkte.
Lolo schlug vor, dass sie sich von Felo zum Turm tragen lassen würden und die Fledermaus akzeptierte den Vorschlag dankbar. Sie war nun doch auch schon sehr ausgezerrt – also flatterten beide Fledermäuschen hinab und hängten sich kopfüber an den Hut der Hexenschülerin, welche leise kicherte.
“Du hast einen Freund mitgebracht, Lolo. Bringen wir ihn am besten nachhause.”
Lolo nickte lächelnd und so machte sich das Dreiergespann auf den Weg zum Akademieturm.















