Sanft strich Felo über Lolos Köpfchen, welche ein wenig geknickt auf ihrer Schulter saß. Keine Lust zu fliegen? Mitnichten. Lolo saß gerne auf Felos Schulter – das hatte nichts damit zu tun, dass sie nicht schweben konnte. Sie wollte gerade einfach nicht. 

Und warum war sie nun geknickt? Nun. Das hatte sich folgendermaßen verhalten: Lolo war zuvor durch die Akademie geflogen und hatte in einem Zimmer ein wunderschönes Gemälde des Mondlichtwegs gesehen. Sie war so angetan gewesen, dass sie immer unruhiger geworden war, bis sie es nicht mehr aushielt und Felo leise davon erzählte. Die kleine Elfe hatte Felo keine Umstände bereiten wollen – immerhin war Samhain und jede Hexe die etwas auf sich hielt war zu dieser Jahreszeit mehr als schwer beschäftigt. Es war nun jedoch so weit gekommen, dass Lolo in ihrem Trübsal Bauchweh entwickelt hatte. Entsprechend hatte sich Felo für diese Nacht keine zusätzliche Arbeit aufgeladen und der kleinen Elfe versprochen, mit ihr zum Mondlichtweg zu gehen.

Entsprechend summte die Hexe ein leises und dennoch vergnügliches Lied, welches Lolo selbst sehr gerne mochte, während sie dem Pfad noch eine Weile folgte bis sie endlich den Schauplatz erreichten, der auf dem Gemälde für alle Zeit eingefangen worden war.

Lolos Augen funkelten auf, als sie sah, wie sich das fahle Licht des Mondes in dem kleinen Bachlauf spiegelte und alles in ein sanftes, bläuliches Licht tauchte. Lolo stieß sich – mit neugefundenem ELan von Felos Schulter ab und huschte ein paar armlängen voraus, bevor sie exakt an der Stelle schwebte, an der die Hexe gestanden haben musste, die das Gemälde gemalt hatte. Mondpartikel wurden von einer sanften Brise aufgewirbelt und ließen die gesamte Lichtung funkeln und glänzen.

Zufrieden lächelte Felo, während sie sich mit verschränkten Armen an einen Baum in der Nähe lehnte. Ab und an war ein ruhiger Moment wie dieser wirklich etwas schönes.

Da hörte sie das Flattern. Oh. Oh nein. Nicht jetzt. Es war nicht so, dass die Rosahaarige den Fledermäusen des Akademieturms nicht gerne half, aber… ja. Gerade hatte sie sich über die Ruhe des Moments gefreut. Ein Moment, der für Lolo war. 

Entsprechend sah sich Felo aufmerksam um, ohne Lolos Aufmerksamkeit zu erregen. Dann entdeckte sie den kleinen Unruhestifter, am Baum gegenüber. Hrm. Die junge Hexe zückte ihren Zauberstab und machte eine kleine Handbewegung. Der süße Duft ihrer Zauberkunst war zwar verräterisch, aber nicht zu umgehen, wenn jemand mit Helfersyndrom wie Felo keine andere Wahl hatte. Mit Sicherheit würde es Lolo ihr auch nicht übel nehmen, solange sie nicht sofort aufbrachen um die Fledermaus nachhause zu bringen.

Der Zauber ließ die Fledermaus einschlafen. Stellte kein Problem dar, Fledermäuse schliefen immerhin kopfüberhängend, wodurch keine Gefahr entstand, dass das kleine Wesen vom Ast abstürzen konnte. Dennoch ging Felo eine Nummer sicher und ließ das Fledermäuschen behutsam zu ihr herüber schweben. Vorsichtig ließ sie es auf ihre Handfläche sinken. Nun, Lolo würde es verstehen. Bestimmt.

Eine weitere halbe Stunde verstrich, in der Lolo den Anblick anhimmelte und auf sich wirken ließ. Erst als sie sich satt gesehen hatte und vor Energie strotzte, sah sie wieder zu Felo, welche sanft lächelte. “Schau mal.”

Lolo kam herangeschwebt und sah die kleine Fledermaus und… lachte leise auf. Ach herrlich. Es war doch wunderbar, wenn man direkt mehrere gute Dinge auf einmal erledigen konnte, nicht wahr?

So machten sich die zwei auf den Weg zurück zur Akademie, um das schlafende Fledermäuschen zurückzubringen.