Die Nachmittagssonne fiel in schimmernden Streifen durch die hohen Fenster des Klassenszimmers. Zwischen rankenden Zauberpflanzen und schwebenden Gießkannen standen wir in kleinen Gruppen um unsere Arbeitstische. Vor mir lag ein zerknittertes Etwas, das nur mit viel Fantasie noch als Blume erkennbar war. Die Blätter waren grau-braun, die Stängel schlapp und brüchig. Kaum vorstellbar, dass hier jemals ein Leben pulsiert haben sollte.
„Das… soll eine Blume sein?“ murmelte ich skeptisch.
Über meine Schulter fliegt Finja, meine zuckersüße Elfe und versuchte mich aufzumuntern. „Natürlich ist es eine! Du musst nur sehen, was sie einmal war – und fühlen, was sie wieder sein kann!“
Ich seufzte und schloss die Augen, wie es Professorin Mandragora geraten hatte. Dann spürte ich die Wärme der Sonne auf meiner Haut und hörte das leise Summen der magischen Pflanzen um mich herum. Und dann – spürte ich Finjas winzige Hände, die sich in meine Haare klammerten, und mir leise Worte ins Ohr flüsterte.
„Mit Wurzeln tief und Blüte weit,
Erwache nun zur Lebenszeit.
Mit Licht und Herz und Zauberkraft,
Erblühe neu aus eigner Kraft.“
Ich sprach die Worte erst leise nach, dann mit wachsender Sicherheit. Währenddessen breitete Finja ihre Arme aus, ihr ganzer Körper begann in sanftem Gold zu leuchten – ein Tanz aus Lichtfunken. Die Magie lag schwer in der Luft und duftete nach Frühling.
Ein leises Knistern ließ mich blinzeln. Vor mir auf dem Tisch bebte das dürre Pflänzchen leicht, dann öffnete sich – langsam, aber unaufhaltsam – eine Knospe in zartem Violett. Die Blätter glätteten sich, ein leiser Duft stieg auf, und schließlich stand da eine prächtige, leuchtende Glockenblume, stolz und lebendig.
Ich grinste, fast ungläubig. Finja flatterte vor Freude umher und sprühte kleine Glitzerwolken in alle Richtungen. „Ich hab’s dir doch gesagt!“
„Du hattest recht“, flüsterte ich, noch ganz verzaubert. „Es war alles da – ich musste es nur sehen… und spüren.“