Iris kann es kaum glauben! Nach ihrem Unterricht für Wahrsagerei gab es kurz darauf eine Ansprache von Professorin Elinor. Anscheinend hatte Iris nicht besonders weit in die Zukunft gesehen … was ihr einerseits etwas peinlich ist, aber andererseits … die ersten drei Fledermäuse sollten nun ja ein Klacks zu finden sein! Immerhin hatte sie penibel notiert, was sie in der Kristallkugel gesehen hatte. 

Doch welche sollte sie zuerst suchen? Mehr als eine Fledermaus würde Iris neben Hausaufgaben, Übungen, Einkaufen und dem Unterricht kaum schaffen. Also – los geht’s! „Lass uns zuerst die Fledermaus bei den Büchern suchen. Ich konnte die Umgebung ziemlich genau sehen und bin mir sicher, dass sich die kleine Fledermaus in der Bibliothek versteckt“, meint Iris fröhlich und Elisa nickt zustimmend. „Ich glaube, das schaffen wir heute auch noch“, bestätigt die kleine Elfe und setzt sich direkt auf Iris‘ Schulter. Gemeinsam begeben sie sich auf direktem Wege zur Bibliothek der Akademie. 

Schon als sie durch die große Holztür treten, kommt ihnen der Geruch von altem Papier und Leder entgegen – der typische Geruch einer gut ausgestatteten Bibliothek! Draußen ist es schon dunkel und die Bibliothek wird von Glühwürmchenlampen und magischen Lichtern erhellt. Gerade die Arbeitsplätze sind gut ausgeleuchtet, doch der Rest … vielleicht wird es doch nicht so einfach, in den dunklen Ecken der hohen Bibliotheksräume eine kleine, schwarze Fledermaus zu finden? „Ich denke, wir sollten hier unseren Suchzauber anwenden“, schlägt Elisa vor, nachdem sie die dunklen Ecken der Bibliothek skeptisch betrachtet hat. „Das wollte ich auch grade vorschlagen“, lacht Iris. „Psst!“, zischt es durch die Bibliothek und Iris und Elisa zucken zusammen. „Entschuldigung“, murmelt Iris sofort und blickt entschuldigend in die Richtung von Aria, die gerade ein paar Bücher mit frischen Erhaltungszaubern versieht. Sie nickt mit einem ernsten Blick in ihre Richtung und widmet sich dann wieder ihrer Arbeit. Iris blickt sich aufmerksam um. Ein paar Schülerinnen arbeiten noch im Licht der magischen Lampen an den Arbeitsplätzen. Hier wird sich die Fledermaus wahrscheinlich nicht aufhalten – den kleinen Schatten würde man schließlich auch sehen. 

„Lass uns dort hinten bei den älteren Schriften schauen, dort ist es besonders dunkel“, schlägt Iris dann leise vor und die beiden gehen vorsichtig in die Richtung der alten Runenschriften. Dort angekommen holt Iris ihren Zauberstab heraus und flüstert: „Zeig mir deine Spur, Fledermaus! La Le Lillium!“, und denkt fest an das Bild der kleinen Fledermaus aus ihrer Kristallkugel, die wild in der Bibliothek zwischen alten Büchern umherflattert. 

Ein feiner Glanz erscheint und kleine Blütenpartikel formen eine klare Linie, die Iris und Elisa bis in die hintersten Reihen der Runenbücher führt. Es ist ein besonders alter Teil der Bibliothek und das Licht der magischen Lampen wird immer schlechter. „Wir hätten eine Kerze mitnehmen sollen“, meint Elisa und Iris muss ein Kichern unterdrücken. Manchmal vergessen sie, dass sie ihre Magie auch für den Alltag nutzen können! „Licht, erscheine sanft, La Le Lillium“, flüstert Iris erneut und die Spitze ihres Zauberstabs wird von einem leichten Glühen umhüllt – gerade so, dass sie etwas erkennen können, aber nicht so hell, als dass es die Fledermaus verschrecken könnte. Und so folgen sie der Suchspur, Gang um Gang, Bücherregal um Bücherregal, bis die Spur direkt nach oben zeigt. Dort an der Decke können Iris und Elisa durch das schwache Licht des Zauberstabs einen kleinen dunklen Fleck ausmachen. „Das ist sie!“, wispert Elisa aufgeregt. „Aber wie fangen wir sie?“ Iris denkt kurz nach. „Vielleicht mit einem Käfig aus Pflanzen? Dann verletzt sich die Fledermaus nicht. Eventuell kann ich den Käfig … um sie herum wachsen lassen?“ – „Oh, hm, ich denke dabei kann ich helfen“, stimmt Elisa leise zu. 

„Wachset, Ranken und schließt ein, La Le Lillium“, flüstern die Beiden zusammen und ihre Magie beginnt, ebenso leise, Ranken aus dem Holz der Decke zu formen, die sich langsam und unbemerkt um die kleine Fledermaus ranken. Nach und nach verdichtet sich der Käfig und schließlich ist er fertig. Die Fledermaus schien von alledem nichts mitbekommen zu haben – umso besser. Langsam schwebt der Käfig mit der herabhängenden Fledermaus herunter und Iris nimmt ihn vorsichtig in die Hand. „Lass uns die Fledermaus schnell noch bei den Lehrern abgeben, damit sie später wieder gemeinsam freigelassen werden können“, flüstert Iris und Elisa nickt. Gemeinsam gehen sie aus der Bibliothek – ernten einen verwirrten Blick von Aria, als sie mit dem doch recht großen Käfig aus der Bibliothek marschieren – und bringen die Fledermaus zu den Gemächern der Lehrer. 

Die erste Fledermaus wurde erfolgreich gefangen!