Iris und Elisa kommen gerade vom Unterricht und gehen den langen Flur an den Klassenzimmern entlang zum Internatsbereich, wo ihr Zimmer liegt. Sie unterhalten sich angeregt über die letzten Tage – es ist einfach so viel passiert! Gerade die Fledermäuse haben immer wieder für Chaos gesorgt. Einerseits ist es eine gute Übung für Iris und Elisa, andererseits gab es dadurch schon einige Unordnung. Man denke bloß an die Fledermaus in der Schulküche! Aber nun fehlen nur noch zwei Fledermäuse, dann haben Iris und Elisa ihre Quote erfüllt. „Ich frage mich, ob wir heute schon die nächste Fledermaus finden“, meint Elisa und Iris Augen leuchten auf. „Nun, wir haben immerhin schon sieben Fledermäuse zurückgebracht. Eigentlich … sollten wir heute eine finden können!“, antwortet Iris und sieht sich aufmerksam um.
Doch von einer Fledermaus fehlt jede Spur. Kein kleiner schwarzer Schatten, der vorbeihuscht, kein Flattern, kein Chaos, weil wieder eine kleine Feinschmeckerfledermaus versucht Gebäck zu stibitzen. „Vielleicht sollten wir das Ganze nicht dem Zufall überlassen. Wir hatten jetzt schon wirklich viel Glück, aber sollten wir die letzten Fledermäuse nicht vielleicht etwas … aktiver … suchen?“, schlägt Elisa vor und blickt Iris bedächtig an. „Aktiver?“, wiederholt sie und blickt Elisa kurz verwirrt an. Dann versteht sie – sie können ja auch einfach den Suchzauber verwenden! „Ah, ich verstehe. Moment“, sagt sie und holt ihren Zauberstab wieder aus ihrer Schultasche heraus. „Zeig mir deine Spur, La Le Lillium“, zaubert Iris und denkt fest an eine kleine Fledermaus. Der Zauber funktioniert mittlerweile ohne Probleme. Iris öffnet ihre Augen und … erblickt drei Magiespuren! „Oh … hast du vielleicht direkt an die drei Fledermäuse gedacht, die uns noch fehlen?“, fragt Elisa und kichert ein wenig. „Naja, vielleicht schon. Ich habe an drei Fledermäuse gedacht, aber nicht an spezifische – ich kenne sie ja gar nicht“, murmelt Iris. „Lass uns einfach dieser hier folgen, diese hier ist am deutlichsten zu sehen“, schlägt Elisa vor und Iris nickt.
Vorsichtig folgen sie der Spur, immer bereit, dass eine kleine Fledermaus an ihnen vorbeiflattert. Aber eine ganze Weile laufen sie einfach durch das Schulgebäude, bis sie schließlich in die Nähe der Klassenräume kommen, von denen sie vorhin erst weggegangen waren. „Oh – vielleicht hätten wir sofort zaubern sollen“, meint Iris mit einem Grinsen. Die Spur führt die Zwei zu einem Raum, in dem sie bisher noch nicht waren. Magische Artefakte steht draußen auf dem Türschild. „Oh spannend. Der Unterricht steht für uns auch bald auf dem Stundenplan!“
Langsam macht Iris die Tür auf und betritt den Raum. Das Licht ist bereits aus und die Lehrerin hat den Raum wohl mit Stundenschluss verlassen. „Dürfen wir das überhaupt?“, fragt Elisa sorgenvoll. „Bestimmt, das ist doch nur ein Klassenraum“, beschwichtigt Iris sie und betritt den Raum leise. „Licht erscheine, La Le Lillium“, zaubert sie und lässt eine kleine Lichtkugel mittig im Raum schweben. Da flattert der Schatten, nach dem sie die gesucht hatten, endlich an der Decke. „Das ist sie!“, ruft Elisa aufgeregt. Sie stößt an eine kleine Kugel, die auf dem Pult der Lehrerin liegt – und plötzlich ist die Kugel von leuchtenden, magischen Linien und Symbolen überzogen. „Uh – was ist das?“, fragt sie irritiert. „Ich weiß nicht“, antwortet Iris und stupst die Kugel an.
Sofort saust die Kugel los. „Oh nein!“, rufen Iris und Elisa gleichzeitig, doch bevor Elisa sich von dem kleinen Schock erholen kann, fliegt die Kugel auf sie los? Panisch fliegt Elisa weg und quietscht: „Iris, hilf miiiiir!“
Iris erholt sich zum Glück schnell von ihrem Schock. Bevor Elisa (oder sie) noch weitere Artefakte anstoßen, die hier plötzlich losgehen könnten, muss sie die Kugel stoppen! Ah! Es ist eine ähnliche Kugel, wie im Verteidigungsmagie-Kurs. Zum Glück haben sie den Block-Zauber zu genüge trainiert. „La Le Lillium!“, ruft Iris und denkt daran, wie das Schild Elisa und die Kugel von einander trennt. Mit einem lauten „Plopp“ fällt die Kugel zu Boden, nachdem sie die Barriere von Iris getroffen hat. Erleichtert sinkt Elisa zu Boden. „Also das hätte ich wirklich nicht gebraucht“, stöhnt sie erschöpft. „Aber … du musstest nicht den ganzen Zauberspruch sagen. Das ganze Training im Unterricht hat sich wohl gelohnt. Danke!“, fügt sie dann mit einem Lächeln hinzu, als Iris auf sie zueilt und sie auf ihre Schulter hebt. „Ja, das hat sich wirklich gelohnt“, grinst Iris. „Gut, dass nichts schlimmes passiert ist!“
„Schwebe, La Le Lillium“, zaubert Iris und lässt die Kugel wieder auf das Pult der Lehrerin schweben. Hoffentlich würde ihr kleines Abenteuer in diesem Klassenraum geheim bleiben! „Lass uns jetzt die Fledermaus einfangen“, schlägt Iris vor und sieht zur Decke hoch. Die Fledermaus hat sich mittlerweile an einen Balken in einer Ecke gehängt – der Trubel in der Raummitte war ihr wohl zu viel und das Licht zu hell. „Wachset, Ranken, und schließet ein – La Le Lillium“, zaubert Iris und lässt die kleinen, zarten Ranken ihres Pflanzenkäfigs um die Fledermaus wachsen. Als die Fledermaus umschlossen ist – mit einer kleinen Möglichkeit im Käfig zu hängen – lässt Iris den Käfig vorsichtig in ihre Hände schweben. „Und nun, leise und unauffällig wieder raus hier“, flüstert Iris. Ob das wirklich etwas bringt, ist zwar zweifelhaft nach dem Lärm zuvor, aber immerhin kommen sie unauffällig wieder auf den Flur.















