LUNASTRIA HEXENAKADEMIE

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    23. Januar 2025||
29. Dezember 2024| Flaimi|

Zunächst unsicheres umschauen weicht dann dem leisen Rascheln, als die Klasse anfängt sich aktiv der gestellten Aufgabe zu widmen. Einige greifen nach Kreiden, andere bewegen erst noch unsicher ihre Zauberstäbe eher kreisend und Ziellos in der Luft.
Da ich weder Kreiden habe noch mich sicher genug mit meinem Zauberstab fühle, greife ich zunächst nach meiner Feder und meinem Schreibheft. Eine neue Seite wird zunächst reichen.

Ich atme einmal tief durch und ziehe dann nur aus dem Handgelenk einen relativ runden Kreis mit der Tinte. Was hatte Professorin Estrella noch einmal gesagt? Jeder Strich sollte als verbundenheit zwischen den Energien verstanden und gezogen werden.
Bei dem Gedanken kann ich es nicht vermeiden leicht die Stirn zu runzeln. Mir ist bewusst, dass sie die ätherischen Elemente damit gemeint hat, inklusive dem geistlichen, da wir Hexen mit unseren menschlichen Körpern als Medium zwischen den Elementen und den Gesetzen der Natur stehen. Wie soll ich das auf eine Linie übertragen?
Ich schnaufe erst einmal frustriert, tauche dann meine Feder erneut in die Tinte und ziehe konzentiert meine Linien in einem Schwung durch, dass sich ein magisches Pentagram ergibt.
Halbwegs zufrieden mustere ich mein Werk, bis ein leises zischen mich aus meinen Gedanken reißt.
Ich schaue nach links und sehe, dass bei Yoko das Zaubersiegel geklückt zu sein scheint. Ihr Siegel leuchtet vor ihr, und etwas türkieser, süßlich riechender Rauch wird aufgewirbelt. Was auch immer sie herbeigezaubert hat, es hat anscheinend geklappt.
Etwas aufgeregter als zuvor betrachte ich mein schwarzes Siegel. Könnte ich das hier nutzen um etwas herbei zu zaubern? So richtig ermutigt fühle ich mich noch nicht. Was will ich überhaupt heraufbeschwören? Ich ärgere mich über meine Gedankenströme und tunke nervös die Feder wieder in die Tusche.
Ein weiteres zischen hinter mir gibt mir das Gefühl, dass auch andere ihre Erfolge haben.
Ich atme erneut tief ein.
Wenn ich sicherheit brauche, dann kann ich das Siegel mit weiteren Elementen intensivieren, hatte Professor Estrella erwähnt.
Ich ziehe in den freien Flächen weitere Kreise, repräsentativ für die Elemente die ich anrufen werde. Dabei konzentriere ich mich beim ziehen des Kreises teils krampfhaft, worunter die runden Formen leiden – das ärgert mich zwar, aber ich versuche den Ärger beiseite zu schieben. Die aufkommende Emotion sollte ich lieber in den Zauber stecken. Um mich wirklich zu fokussieren verstärkere ich das Innere des Pentagrams mit einer weiteren Kontur.
Nun zücke ich meinen Zauberstab und tippe mit ihm auf das Zentrum des Siegels und schließe die Augen.

Ich möchte das Siegel nutzen. Und ich möchte wenn ich eine gut ausgebildetete Hexe bin mein Siegel ohne Probleme und leicht von der Hand darstellen und verwenden können.
Ein leichtes lächeln schleicht sich auf mein Gesicht.
Irgendwo muss ich ja anfangen. Warum nicht jetzt und warum nicht mit diesem Siegel. Gerne hätte ich es schöner ausgearbeitet. Aber vielleicht kann ich das ja im Nachgang machen. … Das ist es.

Ganz leise, so dass man mich nur hört, wenn man gezielt hinhört, murmel ich: „Fli Fla Flurifula – ich brauche eine besondere schöne Tinte.“, und tippe gegen das Siegel.
Ein seltsamer Geruch verleitet mich dazu wieder die Augen zu öffnen. Es ist als würde in leichter dunkler Dampf aus den gezogenen Linien aufziehen; die Tinte scheint zu verlaufen, als wäre das Papier mit einem Mal von einer feuchtigkeit durchzogen.
Irgendwie überkommt mich die Sorge dass die Farbe nun meinen Zauberstab beschmieren könnte und ich hebe ihn an – und ziehe aus dem schwarzen Nass der Tinte aus dem Zentrum des Siegels einen kleinen Behälter hervor, der wie ein Magnet an der Spitze meines Stabes zu hängen scheint.
Einmal herausgezogen löst er sich vom Stab und fällt mit einem leichten „rums“ auf den Tisch vor mir. Ich zucke zusammen.
Ungläubig betrachte ich das kleine Gläschen. Es wirkt recht schlicht, ein einfacher Glasbehälter, nicht beschriftet. Das getönte Material macht es schwer zu erkennen was da wirklich drinnen ist.
Mit einem mal überkommt mit eine erleichterung und aufregung. Das Siegel hat zwar etwas seltsam aber anscheinend auf mich reagiert. Ich habe nichts falsch gemacht. Und etwas kam zustande. Aber was?
Ich lege den Zauberstab beiseite und öffne aufgeregt den Schraubverschluss des Gläschens. Im inneren glänzt etwas metallisch, wirkt flüssig. Rasch greife ich nach meiner Feder, möchte diese hineintunken.
Eine faszinierende, dunkelblau metallischen schimmernde Tinte glänzt an der Spitze meiner Feder. Ich nehme das Heft mit dem Siegel, blätter eine Seite weiter und ziehe erneut einen größeren Kreis. Eine wunderschöne Farbe zeigt sich. Erneut tunke ich die Feder in das beschworene Fläschchen und ziehe ein neues Zaubersiegel. Gerade als ich die letzte Linie ziehe fühle ich jedoch eine gewisse Kühle in der Hand, in welcher ich das Glas halte. Als ich hinsehe erkenne ich, dass es sich wie Kohlestaub in der Luft aufzulösen beginnt, bis der letzte Rest mir durch die Finger hindurch rinnt und sich dann komplett auflöst.
Traurig schaue ich auf. Da hielt mein Zauber wirklich nicht lange.
Doch erst jetzt wird mir wieder bewusst, dass ich im Klassenzimmer mit all meinen Mitschülern zusammen sitze. Einige schauen neugierig auf die anderen die noch rumprobieren, andere sind konzentriert auf ihre Stäbe oder hocken auf dem Boden in einem gezeichneten Kreidekreis.
In meinem Heft sehe ich noch klar die bläulichen Linien, die ich mit meiner beschworenen Tinte gezogen habe.
Ich freue mich sehr darauf, dies nun häufgier auszuprobieren.