Am 13. Februar, als ich gerade draußen im Schlosspark spazieren ging, hörte ich plötzlich jemanden weinen. Ich entdeckte ein Mädchen, das nur auf der Parkbank saß und leise weinte. Ich habe sie schon einige Male in der Schule gesehen und auch schon ein paar Mal mit ihr gesprochen. Ihr Name ist Clara.

Ich steuerte vorsichtig auf sie zu und fragte sie, ob ich ihr irgendwie helfen könnte. Nach kurzem Überlegen erzählte sie mir, dass sie traurig sei, weil morgen Valentinstag ist und sie es nicht geschafft hatte das Mädchen, das sie gerne hat zu fragen, ob sie mit ihr etwas unternehmen will.
„Immer wenn ich mit ihr spreche und sie fragen will, dann bekomme ich plötzlich kein Wort mehr heraus. Ich bring es einfach nicht über’s Herz sie zu fragen. Die Nervosität ist einfach zu groß.“
„Du hast sie wohl sehr gerne, oder?“
„Ja, sehr. Seitdem wir zusammen in der Klasse sind, haben wir uns immer besser kennengelernt und mehr Zeit miteinander verbracht.“
„Hast du es schon mit einem Brief versucht?“
„Ein Brief?“
„Dann könntest du deine Gedanken einfach aufschreiben und ihn ihr überreichen. Oder du legst wohin, wo sie ihn sicher findet.“
„Das…ist eine tolle Idee. Aber was schreib ich da nur hinein?“
„Hmm.. du könntest mit einem Gedicht anfangen.. oder einige Ausschnitte von Gedichten zusammentragen. Wenn du willst, können wir gemeinsam in die Bibliothek gehen und dort nach Gedichten suchen.“
„Danke, Fable. Das ist sehr nett von dir.“

Dadurch, dass ich oft in der Bibliothek aushelfe, haben wir schnell gefunden was Clara suchte. Sie verschiedene Ausschnitte zusammengetragen.

„Keine Ahnung, ob das Liebe ist,
vielleicht werd ich das nie wissen.
Aber immer, wenn du bei mir bist,
hör ich auf, dich zu vermissen.“
– Julia Engelmann

„Ich denke dein, wenn mir der Sonne Schimmer
Vom Meere strahlt;
Ich denke dein, wenn sich des Mondes Flimmer
In Quellen malt. „
– Johann Wolfgang von Goethe

„Man findet die Liebe,
wenn man nicht nach ihr sucht.
Schon manchen hat sie
mit ihrem Charme verflucht.

So sehr ich auch achtgab,
ihr Fluch traf auch mich
und als Ziel meiner Liebe
wählte er Dich.“
– Cornelia Sander

„Ich hatte Dich vorher noch nie gesehen,
beim ersten Blick war es geschehen….“
Ein weiteres Papier wurde zusammengeknüllt und auf den Boden geworfen.
„Ach Fable, das funktioniert so nicht. Das ist alles so schnulzig und…und es trifft auch einfach nicht auf mich zu.“ Clara seufzte frustriert und legte ihren Kopf in die Hände.

„Vielleicht solltest du dann ganz einfach versuchen deine eigenen Worte zu schreiben? Was möchtest du ihr am Liebsten sagen?“

„…dass ich….dass sie…na, dass ich sie gern hab. Ich mag es, wie sie sich immer über Regen freut und wie sie jede Blume ansieht, als sei sie das schönste Objekt auf dieser Welt. Dass ihre Augen so schön leuchten, wenn sie über ihre Lieblingsbücher spricht und dass sich alles etwas leichter anfühlt, wenn ich bei ihr bin.“
„Genau das ist es, was du ihr schreiben solltest. Ich bin mir sicher, sie wird sich freuen, wenn sie diese Worte von dir liest. Es ist immer besser, deine eigenen Gefühle in Worte zu packen, anstatt sich von anderen Menschen Worte auszuborgen.“