LUNASTRIA HEXENAKADEMIE

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    9 März, 2025||
22 Februar, 2025| Bini|

Da stehe ich nun. Meine erste Flugstunde. Flaimi direkt neben mir. Ich halte meinen Besen in der Hand und begutachte ihn erneut. Er ist wirklich nicht das neueste Modell. Hoffentlich zerbricht er nicht direkt beim ersten Aufstiegsversuch. Unterbewusst beginne ich mir Panik zu machen. Dennoch steige ich, mutig wie ich bin, auf meinen Besen, gehe in die Hocke, konzentriere mich sehr und stoße mich ab, um direkt danach wieder auf dem Boden zu landen.

Das war dann wohl nichts. Mist. Und jetzt? Verunsichert schaue ich mich zu meinen Klassenkameraden um und promt fühle ich mich etwas erleichtert. Ich bin wohl nicht die Einzige, die es nicht schafft beim ersten Versuch zu fliegen. Flaimi jedoch hat es geschafft. Da ich mich im richtigen Moment zu ihr gewandt habe, weiß ich auch endlich, was ich falsch gemacht haben muss. Erst muss der Besen in die Luft und dann sollte ich aufsteigen. Aber wie zum Teufel kriege ich den Besen in die Luft? Ich schaue weiter und höre manche Schülerinnen eine Melodie summen, andere wiederrum starren hochkonzentriert auf den Besen. Gedankenverloren beginne ich jetzt auch meinen Besen anzustarren.

„Du beherrschst die Melodie Magie, richtig Bini?“, fragt mich eine Stimme. Ich reagiere nicht wirklich, da ich viel zu konzentriert darüber nachdenke, wie ich diesen Besen in die Luft bekomme.

„Bini!“, die Stimme wird lauter und ich schrecke zusammen. Nachdem ich mich umgewandt habe sehe ich, wie Professorin Jane mich etwas säuerlich anschaut.

„Ich habe dir eine Frage gestellt“, sagt sie mit einem vorwurfsvollen Blick, „wärst du bitte so freundlich, mir diese zu beantworten?“

Ich schaue sie noch etwas an und denke darüber nach, was sie gerade gesagt hat. Frage, welche Frage? Ich hatte etwas mit „Melodie“ gehört. „Fräulein Bini Kion, sind Sie spezialisiert auf Melodiemagie oder nicht?“, fragt Jane mich erneut. Ihre Miene bleibt dabei unverändert.

„J-Ja!“, rufe ich. Nur, um zu überspielen, wie peinlich berührt ich gerade bin.

„Gut“, die Stimme meiner Professorin scheint sich wieder zu beruhigen, „dann musst du es mit einer Melodie versuchen, die dich an den Wind erinnert. Mache deinen Geist völlig leer und versuche die Luft um dich herum zu fühlen und in ein Lied einzubringen.“

„Die Luft fühlen und in ein Lied einbringen“, wiederhole ich und versinke wieder in meine Konzentration. Die blonde Professorin geht bereits weiter zur nächsten Schülerin, während ich es nach einigen Minuten endlich schaffe meinen Geist zu leeren. Ich versuche die Luft um mich herum zu spüren, dies dauert jedoch einige Minuten, bis ich das Gefühl habe, wirklich etwas zu spüren. Als nächstes konzentrierte ich mich auf meine Stimme und begann zu summen, während ich dies Tat lenkte ich meine Gedanken zum Besen, den ich in meiner Rechten Hand halte und da! Ganz langsam und holprig scheint der Besen sich von selbst in der Luft zu halten. Vorsichtig löse ich meine Hand von dem Stiel, höre aber nicht auf die Melodie zu summen. Ja, er schwebt ziemlich wackelig in einem gewissen Bereich. Ich quieke einmal vor Freude auf, endlich geschafft! Der Besen beginnt dabei zu fallen. Als ich dies bemerke beginne ich schnell wieder zu summen, damit ich ihn einigermaßen gut in der Luft halten kann. Es dauert ein Weilchen und dann ist er wieder auf der Höhe vor meinem Quieker.

Vorsichtig steige ich auf den Besen auf und lege sanft mein gesamtes Gewicht auf den Stil. Es ist verdammt wackelig auf dem Besen und dabei die Melodie weiter zu summen erst recht. Aber mit ach und krach schaffe ich es halbwegs ruhig auf dem Besen zu sitzen. Endlich finde ich wieder eine Möglichkeit mich umzusehen, was die anderen Schüler gerade machen. Just in diesem Augenblick sehe ich, wie Flaimi aus der Luft abhebt und in einem großen Bogen über den Schulgarten fliegt. Währenddessen kommentiert Jane was meine Freundin dabei richtig macht und was sie noch optimieren könnte. Interessiert höre ich dabei zu, darf aber nicht vergessen, mich weiterhin in der Luft zu halten.

Nachdem Flaimi gelandet ist schaue ich zu unserer Professorin, die mich ebenfalls anschaut und mir zunickt. Das sehe ich als mein Zeichen und konzentriere mich wieder voll auf die Melodie und den Besen. Um höher zu steigen verändere ich die Melodieabfolge und werde etwas höher von der Tonlage. Das Fliegen verschafft mir ein unbehagliches Gefühl, aber auch Endorphine scheinen sich darunter zu mischen. Es ist schon ziemlich aufregend, was da passiert. Der Wind weht mir ins Gesicht und alles unter mir ist viel kleiner, als ich es gewohnt bin. Trotzdem fliege ich sehr wackelig und bin froh, als ich den Flug hinter mich gebracht habe und langsam neben Flaimi auf dem festen Boden ankomme. Hier fühle ich mich doch definitiv wohler.

Der Rest der Stunde verging schneller als sie es tatsächlich war. Nach meiner Landung sagt mir Jane, ich müsse mit den Melodien leichtfüßiger werden und nicht so verbissen sein, um sicherer fliegen zu können. Und danach bin ich direkt wieder in Gedanken versunken, um zu realisieren, dass ich gerade wirklich geflogen bin. Was es für ein unbeschreibliches Gefühl war aber auch wie beängstigend es war. Und plötzlich fasst mich Flaimi an meinem Arm und lächelt mich an.

„Bini? Die Stunde ist vorbei. Kommst du?“, sagt Flaimi zu mir.

„Oh! Tut mir leid, ich war völlig in Gedanken. Klar, lass uns gehen!“, sage ich euphorisch, nehme meinen Besen und verlasse den Übungsplatz.