Der Tanz der Elemente
Als die Sonne hinter den Hügeln versank, färbte sich der Himmel über Helvik in goldene Glut, dann in fließendes Violett. Der Festplatz im Herzen der Stadt war stilvoll geschmückt. Überall waren Blumengestecke angebracht, magische Lichter hingen wie leuchtende Tautropfen zwischen den Bäumen und Ständen.
Der Festplatz war erfüllt von Musik, Gelächter und Tanz. In der Luft lag der Duft nach gegrilltem Essen, Glühwein und kandierten Äpfeln. In der Mitte des Platzes wartete die kreisrunde Bühne aus schimmerndem Stein, durchzogen von silbernen Linien, die zu atmen schienen. Dort würden wir gleich unseren Tanz aufführen. Wir, das waren die Ätherhexen der Akademie.
Coco, mit ihrem glatten, hellroten Haar, trug ein fließendes Kleid in warmen Rosétönen. Ihre runde Brille funkelte wie das Licht eines Morgens. Flaimi, mit ihren langen, dunkelgrünen Locken, bewegte sich mit der stillen Eleganz einer Flamme im Wind. Fulon, sonnengleich, mit ihrem blonden, welligen Haar, hatte goldene Ornamente im Haar, die wie kleine Sonnen glänzten. Kasuna, ernst und konzentriert, trug ihr Haar wie immer im Dutt, schlicht und doch umgab sie die sanfte Stärke der Erde selbst. LegY, wild wie ein Sturm, mit ihrem orangenen, wuscheligen Haar, konnte kaum still stehen, als wir auf unseren Auftritt warteten.
Kairi saß im Publikum und hielt Sakuras Hand und saß mit den anderen Kleinen im Halbkreis, um zuzusehen. Marin saß neben ihr auf dem Boden, Merry hatte sich auf ihren Kopf gesetzt und schaute zwischen ihren Zöpfen hervor.
Wir traten barfuß in den Kreis, spürten die Magie knistern. Unsere Amulette begannen im Einklang zu leuchten, die Farben wechselten langsam zwischen den Elementen hin und her. Wir gingen in Position.
“Bereit?” fragte ich leise.
“Positiv”, sagte Coco. Flaimi lächelte. Kasuna nickte. Fulon legte sich eine Locke hinter das Ohr, bereit loszulegen. Und LegY grinste und hob ihren Daumen hoch.
“Amarin Marun Mira Mara Arun”
Nach und nach kamen die Elemente in Fahrt. Feuer flammte auf, in hohen Säulen pulsierte, wurde immer wieder klein und groß. Es war nicht gefährlich, es war lebendig, nicht heiß, sondern nur warm, voller Freude. Wasser stieg in Spiralen auf, tanzte in Wellen um unsere Körper. Die Erde hob kleine Steine und ließ sie zickzackförmig schweben, es gab der ganzen Bewegung etwas Kantiges im Vergleich zum weichen, flüssigen Wasser. Die Luft wirbelte Blütenblätter um uns herum, sanft im Rhythmus.
Wir begannen zu tanzen. Nicht wie Menschen tanzen, wir bewegten uns in Kreisen, Spiralen, als wären unsere Körper selbst Teil eines alten Zauberspruchs. Unsere Schritte lösten Funken aus, jede Bewegung hinterließ ein Feuerwerk auf dem Boden und die silbernen Linien reagierten auf unsere Schritte.
Während Cocos und Kasunas Bewegungen eher bodenständig und präzise ausgeführt wurden, ließ Fulon sich fallen und gab sich spielerisch der Luft hin. Ihre Bewegungen waren leichtfüßig und federnd, während Flaimi und LegY sich wiederum leidenschaftlich dem Feuer hingaben und in jede Bewegung ihre ganze Power steckten. Und ich tanzte fließend wie das Wasser.
Kurze Zeit tanzte jede von uns ihren eigenen Stil, es war chaotisch, doch sorgte für eine gewisse Stimmung. Doch nun kam der Wendepunkt und wir tanzten als Einheit weiter. Der Kreis pulsierte unter unserer Magie. Wenn unsere Hände stiegen, wirbelte der Wind durch unsere Finger. Wenn unsere Füße den Boden berührten, sprangen funkelnde Kristalle aus der Erde empor. Unsere Drehungen ließen Wasserbögen durch die Luft tanzen. Und mit jedem Atemzug flackerten die Flammen auf.
Dann kam der Höhepunkt.
Wir fassten uns an den Händen. Sechs Hexen, ein Kreis.
“Amarin Marun Mira Mara Arun”
Ein Lichtstrahl stieg aus dem Kreis empor, ein reiner, weißer Strom aus allen vier Elementen. Er schoss in den Himmel, zersplitterte in Tausende Funken, die wie leuchtende Blätter langsam auf Helvik herabsanken. Überall jubelten die Menschen. Kleine Magiekugeln platzten über ihren Köpfen in Farben. Kairi und die anderen Hexenbabys schauten ganz verblüfft in den Himmel, als die Funken langsam im Nachthimmel verschwanden und den Sternen ihren Platz zurückgaben.
Wir standen im Kreis, keuchend, lachend, hielten noch gegenseitig unsere Hände.
Die Menge jubelte und wir strahlten uns an. Die Aufregung fiel mit einem Mal von uns ab und wir waren einfach nur stolz, diesen Tanz der Elemente als Ätherhexen auf dem Mittsommerfest aufgeführt zu haben.