LUNASTRIA HEXENAKADEMIE

  • Wieder da!
    24 April, 2025||
8 April, 2025| Amber|

Die Beschwörung

Ich war schon den ganzen Tag kribbelig vor Aufregung gewesen. Heute ist der Tag des Beschwörungskreises. Der Stadtplatz von Helvik war ein einziges funkelndes Wunder mit Girlanden aus schimmernden Lichtkugeln, die in der Dämmerung wie Sternenstaub leuchteten. Überall duftete es nach kandierten Äpfeln und Karamell. Blumenkränze schmückten die Laternenpfähle und in der Mitte des Platzes war unser Beschwörungskreis mit buntem Kreidepulver gezogen, verziert mit Runen, die in alter Sprache an den Mondhasen gerichtet sind.

Ich schloss mich meinen Mitschülerinnen aus der Akademie an. Jede von uns in ihren besten Umhängen mit Stickereien, glitzernd wie Tau im Morgenlicht. Wir hatten allesamt wochenlang geübt, den Zauber zu perfektionieren. Besonders meine Spezialität hatte ich in den letzten Unterrichtseinheiten stark verbessert. Meine Kristallmagie hat sich gefestigt und verfeinert. Alle Schülerinnen stellen sich im Kreis auf.

Ich trat in den Kreis, streute die ersten Kristalle auf das Zentrum und rief mit heller Stimme:

“Amarin Marun Mira Mara Arun!”

Die Luft vibrierte sofort. Die Kristalle begannen zu leuchten, ein zartes Rosa, durchzogen mit Silberfäden. Der süße Nebel quoll empor, drehte sich spiralig um unsere Runen, während meine Mitschülerinnen ihre eigenen Magien und Spezialisierungen hinzufügten. Wirbel aus Blüten, Elementen, Noten, Runen und Kristallen vermischten sich mit den Lichtern der Girlanden. Die Magie floss eine ganze Weile auf dem Platz umher, flimmerte in der Luft, rief leise nach dem Mondhäschen.

Dann geschah es. Ein silbriger Lichtschweif erschien am Himmel, wie ein Riss aus einer anderen Dimension und aus ihm sprang das Mondhäschen! Es war klein, mit schneeweißem Fell und schimmernden glasklaren Augen, die wie Sternsplitter leuchteten. Sein Aussehen gab ihm eine ätherische Gestalt. Es hüpfte leise auf den Platz, sah uns nacheinander an und schnupperte an den Zuckerkristallen, ehe es mit einem kecken Hoppeln zwischen die Marktstände verschwand.

Alle hielten den Atem an. Dieser freche Nager ist unser gepriesenes Mondhäschen?

Seinem Hoppeln folgte ein magischer, silberner Schweif, den man zwischen den Ständen, den Bäumen, den Büschen verschwinden sah. Es bedeutete, dass es Geschenke versteckte. Vielleicht ein Amulett, ein Zauberkästchen oder sogar seltene Edelsteine und Mineralien.

Ich konnte mein Lächeln nicht verbergen. Der Zauber war gelungen und das Fest in vollem Gange. Doch alle warteten gebannt, bis das Häschen fertig war. Es dauerte einige Minuten, doch es war blitzschnell. Es müssen viele Geschenke versteckt sein, denn es war quasi überall. Das Häschen trat zum Schluss in die Mitte unseres Kreises und verneigte sich kurz, bevor es sich in den Himmel erhob und mit einem blendenden Lichtblitz verschwand. Was für ein Spektakel.
Nun begann das Treiben, schließlich wollte jeder auf die Suche gehen und ein Geschenk für sich finden. Auch wir Schülerinnen machten uns auf den Weg. Ich wollte mich nicht vordrängeln, immerhin ging es mir recht gut aktuell, doch ich beobachtete eine Weile meine Mitschülerinnen bei ihrem Treiben.

LegY und Jola waren neu an die Akademie gekommen und irgendwie wollte ich, dass sie auch etwas finden. Ich gab Marin die Anweisung, sie mit einem kleinen Irrlicht in Richtung eines Geschenkes zu führen. Sie fanden beide jeweils einen köstlichen Cupcake, LegY einen mit Orangengeschmack und Jola einen Erdbeer Cupcake. Marin kam zu mir zurück und wir lächelten uns an. Dann hörte ich, wie Sakura entzückt japste. Sie hatte wohl einen seltenen Leuchtkäferflügel gefunden, die sie für eine Aufgabe brauchte. Was für ein Glück.

Marin sah mich an und fragte: ”Willst du nicht auch nach einem Geschenk suchen?”

“Ach weißt du, uns geht es doch sehr gut, wieso sollten wir etwas nehmen, was jemand anders besser brauchen kann? Wenn wir was brauchen, finden wir uns schon zurecht.”

Ich setzte mich in das weiche Gras und beobachtete das Treiben noch eine Weile schweigend. Marin kuschelte sich auf meiner Schulter an mein Gesicht und schlief ein. Es war ein friedlicher Tag.