LUNASTRIA HEXENAKADEMIE

  • Wieder da!
    24 April, 2025||
9 April, 2025| Amber|

Event – Häschenmond

Der Wolpertinger

Es war wieder soweit, der Häschenmond war angebrochen. Das bedeutete Musik, Lichter, Süßigkeitenstände überall im Dorf und natürlich die traditionelle Wolpertingerjagd! Einmal im Jahr, genau zu diesem Fest, begeben sich die Hexenschülerinnen in die Wälder, um die flinken, magischen Tierchen kurzzeitig zu fangen. Aus rein medizinischen Zwecken, versteht sich. Sie werden gründlich untersucht, geimpft, gepflegt und danach wieder freigelassen.
Ich stand am Waldrand, den Beutel mit meinen Zuckerkristallen fest umklammert. Das Mondlicht reflektierte in den kleinen, funkelnden Kristallen. Marin war bei mir, wir hatten uns gemeinsam schlaut gemacht.

“Denk dran, Wolpertinger lieben Marzipanklee”, flüsterte Marin, die auf meiner Schulter Platz genommen hatte. Ihre Fühler zuckten vor Aufregung. Sie trug extra für das Fest ein kleines Kleid im Kirschblüten Design. “Sie sind blitzschnell und total frech. Wir werden uns anschleichen müssen”

“Keine Sorge”, murmelte ich. “Ich habe bereits etwas vorbereitet.”

Ich griff in meinen Beutel und warf eine kleine Handvoll Kristalle in die Luft. Sie glitzerten auf und während sie fielen, sprach ich meinen Zauberspruch:

“Amarin Marun Mira Mara Arun”

Ein süßes Netz breitete sich zwischen den Bäumen und auf dem Boden aus. Ich hatte es extra so konzipiert, dass es nach Honig und Marzipan roch und es war beinahe unsichtbar. Wer sich zu hastig darin bewegte, blieb kleben. Perfekt also für ein flüchtendes Wesen wie den Wolpertinger.

Marin stieg auf und flatterte voraus. Ich folgte ihr vorsichtig durchs Unterholz, während das Netz auf sein Opfer wartete. Die Musik vom Fest war nur noch gedämpft zu hören und das Rascheln von Blättern übernahm die Klangkulisse. So warteten wir einige Minuten.

Plötzlich blieb Marin stehen oder besser gesagt sie schwebte auf der Stelle, mit weit aufgerissenen Augen. “Da ist eins! Zwischen den Pilzen!”

Ich kniete mich hin. Da war er, ein prächtiger Wolpertinger, nicht größer als ein Kaninchen, mit einem buschigen Eichhörnchenschwanz, winzigen Rehgeweihen und großen, klugen Augen. Er schnüffelte an einem Stück Marzipanklee, das hier im Wald wuchs und meinem Netz als Lockmittel diente.

Ich atmete tief durch. “Los, Marin!” rief ich.

Der Wolpertinger zuckte zusammen und rannte los. Meine Elfe schoss wie ein Pfeil hinter ihm her, flatterte ihm um die Ohren, um ihn in eine bestimmte Richtung zu lenken, direkt in das unsichtbare Zuckernetz. Der kleine Kerl sprang, rutschte, versuchte auszuweichen, doch dann klebte er fest. Wie in einem Spinnennetz hatte er sich verfangen.

Dann warf ich weitere Kristalle über ihn und murmelte leise: “Amarin Marun Mira Mara Arun – Zuckerkäfig verhärte dich”

Gesagt, geschehen. Ich trat vorsichtig näher. Der Wolpertinger sah mich an, als wollte er protestieren, aber dann schnüffelte er an meinem Finger, der nach Honig duftete und entspannte sich. Ich hob ihn in seinem Zuckerkäfig auf, sprach ein paar beruhigende Worte und streichelte vorsichtig sein Fell.

“Nur kurz, versprochen”, murmelte ich. “Du bekommst danach sogar eine extra Portion Klee.”

Marin landete auf meiner Schulter und seufzte. “Du bist wirklich die Süßeste unter den Hexen”

Ich grinste. “Das liegt an den Kristallen.”

Und so brachte ich meinen Wolpertinger schnell zurück zum Festplatz, wo die Tierärzt*innen schon warteten. Er wurde untersucht, geimpft und anschließend wieder freigelassen mit einer kleinen Schleife am Geweih, damit man wusste, dass er bereits behandelt wurde.

Der Mond leuchtete über uns, Musik spielte, Laternen tanzten im Wind. Ich war zufrieden. Das Fest war mehr als gelungen.