08. Stunde Zaubertrankkunde
Eine Exkursion ist genau das, was ich heute brauchte. Ich spürte die Aufregung und ein prickelndes Kribbeln in meinen Fingerspitzen, als ich auf meinem Besen durch die kühle Morgenluft glitt. Heute hat Professorin Sindony uns eine besondere Aufgabe gestellt, eine echte Mission um unser Können als Trankhexe unter Beweis zu stellen. Ich habe mich für den Hexenkessel entschieden, eine ältere Manaquelle im hinteren Bereich des Resorts war verschmutzt. Normalerweise sprudelte dort reinstes, schimmerndes Mana aus dem Boden, aber jetzt stimmte etwas ganz und gar nicht.
Schon von weitem sah ich es. Statt leuchtender, klarer Magieströme waberte nur noch eine schlammig-grüne Brühe aus dem Boden. Es roch modrig, fast so, als hätte sich etwas Unreines tief in der Quelle eingenistet. Ich landete vorsichtig neben einem verdorrten Strauch und schob mir eine Haarsträhne hinters Ohr.
“Okay”, murmle ich zu mir selbst. “Ist nur eine kleine Umweltverschmutzung, das sollte machbar sein.” Mein Reise-Kessel schwebte brav hinter mir her und bettete sich sacht ins Moos, als ich ihn rief. Ich begann sofort mit der Vorbereitung des Lustralis-Trankes. Dafür zerstoße ich einen Astra Kristall zu Pulver und mische es zusammen mit Blättern des Kikugi Krauts in das kochende Wasser. Das Gebräu funkelt kurz auf und schimmert zum Schluss wie ein klarer Bergsee.
“Amarin Marun Mira Mara Arun”
Ein zarter Nebel steigt über dem Kessel auf, perfekt. Der Trank ist fast fertig. Ich rühre acht mal gegen den Uhrzeigersinn und schöpfe ihn vorsichtig in eine kleine Phiole, dann steige ich auf meinen Besen und schwebe direkt über die verschmutzte Quelle.
“Los geht’s”, sagte ich leise. Ich lasse die Tropfen in die Mitte des schlammigen Strudels fallen.
Zuerst passiert nichts. Dann blubbert es plötzlich tief unten. Das Wasser färbt sich heller, ein paar erste klare Schlieren ziehen sich durch den Schlamm, aber der Dreck scheint sich zu wehren. Ich legte einen Finger ans Kinn. Offenbar reicht der Trank allein nicht aus.
Ich krame schnell eine Handvoll weißer Zuckerkristalle aus meinem Beutel. Ich lasse sie auf die Quelle regnen und rufe noch einmal meinen Spruch.
“Amarin Marun Mira Mara Arun!”
Der süße Kristallnebel wabert kraftvoll, er sickert direkt in die Quelle, umhüllt den Schmutz, zieht ihn an sich und klärt das Wasser in einer Art glitzerndem Wirbelsturm. Nach ein paar Momenten ist das Wasser wieder fast so klar wie ein Bergsee, Nur ein kleiner, harmloser Schlammrest blieb am Rand zurück.
Ich lande wieder und lasse mich kurz ins Moos plumpsen, total erleichtert. Mission erfolgreich.