LUNASTRIA HEXENAKADEMIE

  • Wieder da!
    24 April, 2025||
26 März, 2025| Amber|

07. Stunde Wahrsagerei

Die Luft im Raum knistert vor Aufregung, als Professorin Celestine die heutige Aufgabe erklärt. Ich sitze mit geradem Rücken an meinem Platz und lausche ihren Worten, während meine Hände in meinem Schoß ruhen. Mein Herz schlägt ein wenig schneller als sonst, eine Mischung aus Aufregung und Ehrgeiz. Ich weiß, dass ich gut mit der Kristallkugel umgehen kann, doch jedes Mal, wenn ich sie benutze, bleibt ein kleines Flattern der Unsicherheit. Was, wenn ich heute nichts sehe?

Ich schiebe den Gedanken beiseite und lege meine Fingerspitzen vorsichtig auf die kühle, glatte Oberfläche der Kugel. Die Kristallkugel fühlt sich vertraut an, als wäre sie eine alte Freundin. Ich atme tief ein, konzentriere mich und langsam beginnt sich der dichte Nebel im Inneren zu bewegen. Erst ist alles verschwommen, wie wenn man durch eine gefrorene Fensterscheibe blickt. Doch dann nehmen die Schatten Gestalt an.

Ich sehe Korridore, hohe Fenster, durch die das fahle Tageslicht fällt. Bücherregale, gefüllt mit alten, ledergebundenen Werken. Eine Treppe, die in die oberen Stockwerke der Akademie führt. Die Bilder verändern sich wie Szenen in einem fließenden Traum. Mein Blick wandert durch die Räume, als würde ich selbst durch das Schloss gleiten, bis er schließlich im Gemeinschaftsraum zum Stillstand kommt.

Die Wärme des Kamins lässt das Licht an den Wänden tanzen. Große, bequeme Sessel stehen um einen niedrigen Tisch, einige mit weichen Decken bedeckt. Der Raum riecht nach alten Büchern, Tee und einem Hauch von verbranntem Holz. Mein Blick wird magisch in eine Ecke gezogen und dort sehe ich es. Ein Rentier Plüschtier, kuschelig weich, mit einer süßen Schleife, als wäre es einfach ein Teil des Mobiliars. Das wird es sein.

Ein letztes Mal flackert das Bild, dann verblasst es und hinterlässt nur den glitzernden Nebel in der Kugel. Ich blinzle, atme aus und spüre, wie meine Lippen sich zu einem Lächeln formen. Ich weiß genau, wo ich hin muss. Mit klopfendem Herzen stehe ich auf, werfe einen schnellen Blick zu meinen Mitschülerinnen, einige sind noch tief in ihren eigenen Visionen versunken, und eile dann aus dem Raum. Der Gemeinschaftsraum wartet auf mich. Und das Rentier.