05. Stunde Zaubertrankkunde

Die Stunden verstrichen langsam, während mein Kessel sanft blubberte. Ich konnte es kaum erwarten, den letzten Schritt meiner Prüfung durchzuführen. Mit klopfendem Herzen trete ich am nächsten Tag wieder in das Klassenzimmer. Der Raum ist von einem sanften Kräuterduft erfüllt, die Tränke meiner Mitschüler köcheln leise vor sich hin. Professorin Sindony nickt mir ermutigend zu.

Vorsichtig hebe ich den Deckel meines Kessels. Der Trank schimmert in einem tiefen Blau, funkelnd wie der Nachthimmel. Ein gutes Zeichen. Nun kommt der heikle Teil: der Melodiezauber, der dem Trank seine Magie geben soll. Ich schließe die Augen, atme tief durch und beginne eine sanfte Melodie zu summen, während ich meinen Zauber in einem Singsang spreche:

“Amarin Marun Mira Mara Arun”

Ein leiser Glanz tanzt über der Flüssigkeit, während meine Melodie und mein Zauber sich mit dem Gebräu verbinden. Ich spüre, wie die harmonischen Schwingungen des Tranks reagieren und mein Herz macht einen kleinen Sprung als die Farbe von Nachtblau zu einem tiefen Violett wechselt. Der Beweis dafür, dass es funktioniert hat. Doch nun steht der entscheidende Moment an, die Prüfung meines Werkes.

Ich schaue mich suchend um. An welchem Wesen soll ich die Kraft meines Trankes am besten testen? Da fällt mein Blick auf die streunende, schwarze Katze, die ich schon oft auf dem Akademiegelände gesehen hatte. Ihre Augen funkeln golden, als ich mich ihr nähere, doch sie weicht nicht zurück. Ich knie mich vor ihr hin, fülle eine kleine Pipette mit dem Trank und lasse vorsichtig einen Tropfen auf ihre Zunge tropfen.

Die Katze blinzelt mich skeptisch an und dann ertönt eine melodische Stimme.

“Nicht der Beste Melodis Vantris, den ich je hatte, aber für einen ersten Versuch nicht schlecht”

Ich ziehe die Augenbrauen zusammen. “Das ist nicht dein Erster Melodis Vantris?”, frage ich sie überrascht. Die Katze leckte sich die Lippen, als würde sie den Geschmack prüfen. “Hm, nicht schlecht. Ein bisschen süß, schmecke ich da ein paar Zuckerkristalle raus?“, sagt sie und ignoriert meine Frage zunächst.

Ich kann nicht anders, ich muss kichern. “Ich dachte, die geben dem Ganzen eine nette Note.”

“Offensichtlich”, schnurrt sie und setzt sich elegant auf. “Ich habe schon viele Tränke dieser Art erduldet, einige waren nicht besonders, andere wiederum sehr gelungen. Mittlerweile komme ich jedes Mal zur Prüfung her, damit ich jedem Jahrgang aufs Neue sagen kann, dass ich es liebe, am Ohr gekrault zu werden, aber mein Bauch ist Tabu.”

Professorin Sindony tritt näher und mustert mich mit einem amüsierten Lächeln. “Hervorragend, dein Trank ist gelungen und es scheint, du hast Edgar bereits kennengelernt. Und Edgar, meinst du sie hat bestanden?”

“Ich denke schon, der Trank war ganz passabel.”, sagt Edgar mit einem verschmitzten Grinsen. Von einer Katze geprüft worden, sowas kann mir auch nur hier passieren.

Ein erleichtertes Lächeln legt sich auf meine Lippen. Die erste Prüfung habe ich bestanden.