03. Stunde Magische Artefakte
Ich saß auf meinem Platz, das hauchzarte Blatt der Mond-Linusa Blüte in der Hand und konnte spüren, wie ein leises Kitzeln über meine Fingerspitzen lief. Die winzigen Runen auf der Oberfläche wirkten wie Sternenlicht in der Dämmerung, kaum sichtbar, aber voller Magie.
Mein Herz klopfte ein kleines bisschen schneller. Mein erstes richtiges magisches Item. Ich wusste sofort, was ich machen wollte: ein Amulett. Eines, das die Kraft des Meeres in sich trägt, nicht die breseanische, wilde, salzige See, sondern eine ruhige, träumerische Illusion davon. Eine Illusion, die sich sacht um den Träger legt, wenn er die Augen schließt und ihn in den Schlaf wiegt wie Wellen in der Nacht.
Ich schloss kurz die Augen und stellte es mir vor. Ein Amulett aus schimmerndem Runengold, rund wie der Vollmond. In seiner Mitte drei Fischschuppen vom Leotan, tiefblau und irisierend wie das Wasser bei Nacht. Darüber gestreut ein Hauch von Feenstaub, der bei Bewegung leise glitzert.
Alles liegt vor mir auf meinem Arbeitstisch: das Runengold, feingeschmolzen in einer kleinen, runden Gussform; die leuchtend blauen Leotan-Schuppen, leicht durchsichtig, der silberne Feenstaub, zwei kleine Fläschchen Klebstoff und mein Gravurset.
Zuerst lege ich das geformte Runengold auf ein weiches Tuch, berühre es mit zwei Fingern und flüstere die ersten Worte meines Zaubers:
“Amarin Marun Mira…”
Die goldene Scheibe beginnt sich ganz leicht zu kräuseln, sodass es scheint, als würde sie schmelzen, obwohl sie kühl bleibt. Mit ruhiger Hand nehme ich das Gravurset und beginne, die Runen der Mond-Linusa Blüte für den Illusionszauber nachzuziehen. Ich konzentriere mich, während der feine Kristallstift magisch über das Gold gleitet. Die Runen beginnen schwach zu leuchten, sobald sie vollständig sind.
Dann setze ich die Leotan-Schuppe in die Mitte. Ein Tropfen Klebstoff genügt, den Rest macht die Magie. Ich spreche weiter:
“…Mira Mara…”
Die Schuppe schmiegt sich von selbst in die Gravur, wie ein fehlendes Puzzlestück. Ich nehme ein kleines, rundes Sieb, das ich vorhin aus der Küche stibitzt, äh, geliehen habe und streue vorsichtig den Feenstaub hindurch. Er legt sich sanft auf die Oberfläche und verbindet sich sanft mit den Schuppen. Sie funkeln jetzt wie ein Schatz des Ozeans.
Zum Schluss berühre ich das Amulett mit beiden Händen, schließe die Augen und spreche das letzte Wort:
“…Arun.”
Das Amulett beginnt zu leuchten, als die Magie die Komponenten miteinander verbindet und sie Eins werden lässt. Der Zauber hüllt das Amulett ein, durchdringt es, erfüllt die Runen mit der Kraft der Illusion. Und für einen Moment höre ich selbst das Rauschen des Meeres, obwohl ich mitten im Klassenzimmer sitze.
Dann ist es still und zurück bleibt das fertige Amulett. Ich halte es in der Hand und es ist einfach wunderbar. Ein sanftes, schimmerndes Amulett, das Träume vom Meer schenkt. Es wird Kairi bestimmt helfen, besser zu schlafen, ich bin mir sicher. Ein sanftes Lächeln huscht über mein Gesicht bei dem Gedanken.
Ich hoffe, Professorin Celia merkt, wie viel Herz da drinsteckt.