LUNASTRIA HEXENAKADEMIE

  • Wieder da!
    24 April, 2025||
14 April, 2025| Amber|

02. Untersuchung – Hexenbaby

Die Tür zum Untersuchungsraum knarrte leise, als ich sie öffnete und hineintrat. Der Geruch von warmer Milch, Lavendel und frischen Windeln lag in der Luft, eindeutig ein Raum voller Hexenbabys. Ich hielt Kairi fest an mich gedrückt, ihren kleinen Körper eingehüllt in ein leuchtendes, pastellfarbenes Tuch. Ihre ozeanblauen Äuglein blinzelten neugierig, ein Glitzerstern klebte an ihrer Wange. Marin schwebte neben uns auf der Stelle.

Noch bevor ich “Guten Morgen” sagen konnte, wirbelte Margareth bereits um die Ecke, die Ärmel ihres Umhangs hochgekrempelt, ein Baby auf dem Arm, ein zweites mit einem halben Auge im Blick.

“Oh, du bist da, gut”, rief sie kurzatmig. “Heute ist es, sagen wir, lebendig. Ich schau mir Kairi fix an, aber dann musst du morgen nochmal wiederkommen, ja?”

Ich nickte, obwohl ich schon ahnte, dass dieser Besuch nicht ganz so ruhig ablaufen würde wie erhofft. Kaum hatte Margareth Kairi kurz durchgecheckt, Herzschlag wie ein winziger Trommelwirbel, Aura sanft wie ein Meeresrauschen, da passierte es.

Ein durchdringender Schrei zerschnitt die Luft. Dann ein zweiter. Und ein dritter. Ich zuckte zusammen und fuhr herum. Chaos.

Lily, Sakuras Hexenbaby, ein kleines, blondes Hexenmädchen mit glutroten Wangen, schrie voller Inbrunst, die Luft um sie flimmerte heiß, kleine Funken sprangen aus ihren Fäustchen. Offenbar war sie am Zahnen. Und mit dem Zahnen geht die magische Entladung unkontrollierter Urkräfte einher.

Neben ihr versuchten die anderen Pflegemütter verzweifelt, ihre eigenen Babys zu beruhigen, aber die Magie der Kleinen begann sich zu überschlagen. Aki, Nyx’ Hexenbaby ließ versehentlich Blätter aus dem Nichts regnen, Kirara warf schimmernde Seifenblasen, die beim Platzen kleine Explosionen machten.

Margareth wirkte überfordert. Ich war zwar noch jung, aber keine Anfängerin. Kairi war früh dran gewesen und wir haben das Zahnen zuhause schon einige Male erlebt. Ich nickte Marin zu, sie wusste Bescheid und verschwand.

Ich küsste Kairi auf die Stirn, setzte sie behutsam in den Laufstall in der Ecke und flüsterte ihr zu: “Gleich wieder da, meine Süße.”

Mit einer flüssigen Bewegung streckte ich meine Hand aus. Die Zuckerkristalle an meinem Gürtel klimperten leise, als ich sie aus dem Beutel nahm. Sie schwebten in einem sanften Schwarm nach oben, wirbelten in der Luft wie Schneeflocken aus Licht.

Ich schloss die Augen und murmelte: “Amarin Marun Mira Mara Arun.”

Die Kristalle begannen zu glitzern, funkelten wie winzige Sterne. Dann entlud sich sanft der süße, schimmernde Nebel und legte sich über den Raum. Er schmeckte nach Karamell und Honig, wirkte beruhigend auf die kleinen Magiewirbel. Das Schreien wurde leiser.

Doch der tobende Feuereffekt des zahnenden Babys war noch nicht ganz gebannt. Ich spürte die Hitze. In diesem Moment erschien Marin wieder, in ihren winzigen Händen ein Beutel mit gefrorenen Erdbeeren.

Perfekt, jetzt mussten wir Lily nur noch beruhigen. Ich nutzte den Moment, zog eine Handvoll rosa Zuckerkristalle hervor und ließ sie im Kreis um das tobende Baby tanzen. Mit einem weiteren “Amarin Marun Mira Mara Arun” webte ich daraus ein beruhigendes Spielzeug, eine leuchtende Rassel in Form eines kleinen Drachen.

Das Baby starrte das funkelnde Ding an und hörte tatsächlich auf zu schreien. Nur noch ein gelegentliches Schluchzen, während es das Spielzeug befühlte. Marin schwebte zu ihr herüber und gab ihr noch eine gefrorene Erdbeere, um daran zu lutschen und schon war Lily zufrieden.

Nach und nach beruhigten sich die anderen ebenfalls. Eine kleine, verspielte Musik düdelte leise im Nebel und meine süße Kairi lachte leise in ihrem Laufstall, während ein paar funkelnde Seifenblasen an ihr vorbeizogen.

Margareth trat zu mir, erschöpft, aber dankbar. “Ich weiß nicht, was du genau getan hast, aber ich glaube, du hast den Tag gerettet.”

Ich lächelte und zog einen Kristall aus meiner Tasche, ließ ihn zwischen zwei Fingern kreisen.

“Ein bisschen Zucker, ein bisschen Magie und ein ganz kleines bisschen Geduld.”

Dann ging ich zu Kairi, hob sie hoch und sie kuschelte sich sofort an mich.

“Lass uns nach Hause gehen, meine Kleine”, flüsterte ich. “Wir hatten heute genug Abenteuer.”