LUNASTRIA HEXENAKADEMIE

  • Wieder da!
    24 April, 2025||
26 April, 2025| Amber|

10. Stunde Heilungszauber

Ich wusste ziemlich schnell, was ich wollte. Ich konnte auf keinen Fall im Schloss sitzen und abwarten, ich wollte mitten hinein dorthin, wo meine Magie direkt gebraucht wurde. Also stieg ich auf meinen Besen, das vertraute Rattern des Kristallkerns unter mir, und machte mich auf den Weg in die Wildnis.

Der Landeplatz lag an einem moosigen Waldrand, wo der Wind schon nach Rauch und erschöpfter Magie roch. Helferinnen rannten durcheinander, manche riefen nach Verbänden, andere nach Tränken oder einfach nur nach einer zweiten Hand. Ich war kaum gelandet, da winkte mich eine ältere Heilhexe heran: “Du mit den Kristallen, komm hierher!”

Der erste, dem ich helfen sollte, war ein junger Hexer, dessen Besen frontal gegen einen Ast gekracht war. Der Aufprall hatte einen Splitter knapp unter sein Schlüsselbein gedrückt, tief genug, um gefährlich zu sein. Ich kniete mich neben ihn, holte meine Zuckerkristalle hervor und murmelte ruhig:

“Amarin Marun Mira Mara Arun”

Der süße Nebel stieg auf, nach Karamell duftend und legte sich auf die Wunde. Während er betäubte und die Heilung vorbereitete, zog ich vorsichtig den Splitter heraus. Das Blut sickerte nur kaum heraus, der Nebel hatte bereits damit begonnen, das Gewebe zu schließen. Ich strich noch eine Heilsalbe aus Recila-Kraut darauf, um die Wunde zu versiegeln. Der Hexer war bald stabil.

Kaum war ich fertig, rief jemand nach mir. Eine Rennteilnehmerin hatte sich die Hand verdreht, als ihr Besen sich überschlug und sie versucht hatte, sich abzustützen. Das Handgelenk war stark geschwollen, dunkel gefärbt und pulsierend. Ich verwendete kühlenden Nebel aus Vanilleeis, schimmernd und köstlich duftend. Die Mischung ließ die Schwellung zurückgehen und betäubte gleichzeitig den Schmerz. Langsam klang ihr Zittern ab.

Dann kam ein besonders schwieriger Fall. Ein Zauberer war bei einem wilden Ausweichmanöver gestürzt und auf einen verfluchten Dornenbusch gefallen. Die Dornen hatten sich tief in seinen Rücken gebohrt und pulsierten mit dunkler Magie. Ich musste vorsichtig vorgehen. Ich schloss die Augen, tastete nach der Struktur der Verzauberung und ließ die Kristalle gezielt nur um die Dornen tanzen, stark genug, um ihre Magie zu neutralisieren und so präzise, dass sie die Dornen lösten. Als der letzte Dorn gelöst war, war der Zauber gebrochen und die Wunde konnte mit einem starken Hautregenerationstrank behandelt werden.

Ein weiterer Fall ließ mich kurz den Atem anhalten. Eine junge Fliegerin war von einem Windstoß erfasst und mit voller Wucht in eine Felswand geschleudert worden. Ihre linke Seite war voller Blutergüsse und der rechte Knöchel war verdreht. Ich musste improvisieren. Ich streute bernsteinfarbenen Zuckerstaub über die Prellungen. Er legte sich auf die Prellung und linderte die Schmerzen, fixierte den Knöchel sogar, indem er sich verfestigte. Ihre Schmerzen ließen nach, sie lächelte sogar ein wenig.

Und dann kam einer der Favoriten des Rennens hereingestürzt, buchstäblich. Zwei Helfer stützten ihn, seine Haut war bleich, und an seinem Oberschenkel klebte Blut in dunklen Schlieren. “Besenbruch, bei voller Geschwindigkeit!” rief eine der Helferinnen. Auf den ersten Blick war klar, der Knochen war nicht gebrochen, sondern zerborsten und ein Stück des Besens hatte sich tief ins Fleisch gebohrt.

Ich kniete mich an seine Seite. Das hier war nicht allein zu lösen. “Ich brauche hier ein paar Hexenlehrlinge für einen Zauberkreisel”, rief ich und sofort eilten Kara und Nyx zu mir. Wir bildeten einen Kreis und hoben unsere Stäbe.

“Amarin Marun – Zeit der Wunder”

Der Zauber baute sich auf und arbeitete an der Heilung. Er legte sich auf die Wunde und begann, die Blutung zu stillen, während das Holzstück entfernt wurde. Nyx’ Blütenmagie half zusätzlich das Gewebe zu beruhigen und die tieferen Risse zu verschließen. Es würde keine Narbe geben.

“Ihr habt mir das Bein gerettet”, murmelte er mit gepresster Stimme und man konnte sehen, wie dankbar er war. Seine Karriere hätte vorbei sein können, wenn die Hilfe nur etwas später gekommen wäre.

Ich stand auf, wischte mir den Schweiß von der Stirn. Das Rennen war vorbei, die gröbsten Verletzungen waren verarztet und die Patienten wurden vom anderen Team im Krankenflügel erwartet. Wir wurden zurückgeschickt, um uns auszuruhen und das taten wir auch. Im Gemeinschaftszimmer angekommen, ließ ich mich auf ein Sofa fallen und nickte binnen Sekunden ein. Was für ein anstrengender Tag.