Ich war heute so aufgeregt, dass ich die ganze Nacht lang kaum schlafen konnte. Heute hatten wir unseren ersten Flugunterricht. Wir stellten uns alle in einer Reihe auf und die Professorin und eine Helferin aus einer höheren Klasse – ihr Name ist Kasuna, teilten die Besen an die Schülerinnen aus. Neben mir stand Iris und sobald wir unsere Besen hatten, gingen wir mit den anderen auf das Feld hinter der Akademie.
Professorin Jane zeigte uns zuerst wie man am Besten aufsteigt und gab uns Tipps wie wir die Balance halten können. Dann hatten wir Zeit es selbst auszuprobieren. Während wir uns mit unseren Besen vertraut machten, flog Kasuna zu den Bäumen die rings um das Feld standen und platzierte kleine Säckchen in den Ästen, die wir später wieder herunterholen sollten. Ich ging etwas zur Seite, wo ich mehr Platz hatte und begann mich vorzubereiten.
Ich stieg auf den Besen, atmete tief ein und stieß mich mit meinen Füßen vom Boden ab…. und landete sofort wieder auf dem Boden. Ich versuchte es nochmal, dieses Mal machte ich meine Augen zu und versuchte mich auf den Besen zu konzentrieren, ihm zu sagen, was ich von ihm will. Aber auch dieses Mal gelang es mir nicht länger als 3 Sekunden über dem Boden zu schweben. Neben mir flogen schon die ersten Schülerinnen unsicher und etwas tollpatschig durch die Luft. Also versuchte ich es noch einmal.
„Alles klar, du alter Besen. Jetzt stell dich nicht so an.“ Mir war, als ob die Borsten des Besens ein Geräusch machten, das an ein Kichern erinnerte. Ich schloss meine Augen, atmete tief ein und mit ein paar Schritten Anlauf, hüpfte ich wieder in die Höhe. Dieses Mal riss der Besen mich etwa einen Meter in die Höhe, aber auch sofort wieder nach unten, bis ich fast am Boden ankam. Dann drehte er sich ein paar Mal schnell im Kreis bis ich den Halt verlor und am Boden saß.
Kasuna hat das bemerkt und ist zu mir geeilt, um mir aufzuhelfen. „Brauchst du Hilfe?“ „Danke. Ich weiß nicht, was ich falsch mache. Der Besen will einfach nicht auf mich hören.“ „Versuche mal, dich nicht auf den Besen oder den Boden zu konzentrieren, der unter dir liegt.“
Ich stieg wieder auf den Besen und schloss meine Augen. „Konzentriere dich auf die Luft um dich herum. Die Brise, die durch die Baumkronen weht.Und jetzt stell dir vor, du könntest durch diese Luft hindurchgleiten – als würdest du in Wasser eintauchen, nur ohne Widerstand. Fühl wie dich die Luft aufnimmt und trägt, dein Besen dient dir zur Navigation und um den Halt nicht zu verlieren.“ Ich fühlte den Wind durch mein Haar wehen und stellte mir vor ich sei ein Blatt, dass im Herbst von den Ästen fällt und weitergetragen wird.
Und ehe ich versah, schwebte ich einen halben Meter in der Luft. Der Besen unter mir war ruhig und ließ sich gut lenken. Und als ich ein paar Minuten später meine Balance gefunden hatte, konnte ich sogar noch vor Ende der Stunde zu den Bäumen fliegen und mein Säckchen holen, welches wir dann der Professorin weiter geben würde.
Ich bedankte mich bei Kasuna und blieb mit Iris und ein paar anderen noch etwas am Flugplatz und übten weiter.