LUNASTRIA HEXENAKADEMIE
Die heutige Unterrichtsstunde in Musik sollte draußen auf der Wiese stattfinden. Das weitläufige Gelände war besser geeignet um große Zauber zu wirken als der beengte Klassenraum. Flaimi und Yoko hatten sich mittels Blickkontakt schnell geeinigt, dass sie zusammen üben wollten. „Hey, ich weiß, ich nerv dich bestimmt, wenn ich schon wieder von Verteidigung rede“, fing Yoko an, „aber ich habe da ein so interessantes Buch in der Bibliothek gefunden!
Da geht es vor allem um Schockzauber, die ein Überraschungsmoment erzeugen sollen.“ Flaimi rollte mit den Augen. In der Tat hatte Yoko in letzter Zeit sehr viel von Verteidigungsmagie gesprochen. Ein Schulfach, das es später für Hexenlehrlinge angedacht war und vor dem sie noch gehörig Respekt hatte. Flaimi seufzte. „Na gut, dann zeig mal, wie der funktionieren soll. Vielleicht kann das ganz nützlich sein.“ Die beiden Freundinnen stellten sich mit mehrere Meter Abstand gegenüber und machten sich bereit zu zaubern.
„Palli Palli Pappalora Pling – Überraschungsillusion des Grases!“, rief Yoko und deutete mit ihrem Zauberstab auf Flaimi. Eigentlich sollte die Magie bewirken, dass für Flaimi eine optische Illusion entsteht. Eigentlich sollte sie nun meterhohes Gras wachsen sehen. Doch uneigentlich passierte gar nichts, da Flaimi sich genau in dem Moment aufgrund eines heftigen Niesanfalls wegduckte als Yoko ihren Zauber sprach. „Tut mir leid, ich hätte deinen Zauber auch gerne anders abgewehrt, aber diese verdammte Allergie!“ „Macht ja nichts. Willst du es sonst probieren und ich versuche dieses Mal zu blockieren?“ Flaimi nickt und macht sich nun ihrerseits bereit, Magie zu wirken. Doch sie hatte ihren Zauberspruch noch gar nicht richtig aufgesagt, da fingen ihr die Augen an zu tränen, gefolgt von einem erneuten Niesanfall.
Yoko wartete diesen geduldig ab, lächelte ihr gegenüber verlegen an, als diese wieder zu ihr hinüberlinste. „Es tut mir leid …“, nuschelte Flaimi zögerlich und leise schniefend, „Aber ich glaube … Hier draußen wird das erstmal nichts. Es hört einfach nicht auf … zu … Juck-“ ein weiterer Nieser unterbrach sie. Yoko zog die Stirn in kraus. Aber es war Unterricht! Und sie wusste, dass Flaimi sich insgeheim sehr ärgern würde, wenn sie diesen nicht nach Vorschrift absolvieren können würden. Aber wenn die Pollen der Pflanzen in der Umgebung bei ihr allergische Schübe auslösten. Da kam ihr eine Idee! Sie zückte ihren Zauberstab und zielte auf ihre Freundin damit. Flaimi winkte schon enttäuscht ab. Doch Yoko ließ sich nicht aufhalten.
Mit einem Lächeln auf den Lippen schwang sie ihren Zauberstab: „Warte ab! Ich hab‘ einen Plan! Palli Palli Pappalora Pling – Pollenschutz!“ Ein leichter Blütenregen umgab Flaimi plötzlich, wobei die einzelnen Blätter immer feiner schimmerten und sich aufzulösen schienen. Irritiert sah die Verzauberte sich um. Sie rieb sich die Augen, wirkte irritiert und sah zu Yoko hinüber. Dann begann sich ihr Blick aufzuhellen. „Es juckt noch … Aber … Wow!“, sie atmete demonstrativ tief ein und aus.
„Als wäre nichts! Weil du mit deiner Blütenmagie die Flora beeinflusse kannst, ja? Voll faszinierend!“ Yoko freute sich, dass ihr Vorhaben anscheinend geglückt war. „Sehr schön, ich musste es einfach probieren. … Wollen wir jetzt noch einmal die Verteidigungsmagie ausprobieren?“ Sie gingen auf Abstand und Flaimi zückte ihren Stab. Mit einem provokanten Leuchten in den Augen nickte sie ihrer Freundin zu. „Ja klar. Dann zeig mir mal, was du aus dem Buch gelernt hast. „Fli Fla Flurifula – Funkenregen komm herbei!“
Kaum schoss der leicht lilafarbene Nebel aus der Spitze von Flaimis Zauberstabes, da kristallisierten sich kleine Feuerkugeln in diesem und schossen auf Yoko zu. Diese reagierte blitzschnell. Sie wirbelte herum und rief: „Palli Palli Pappalora Pling – Blitzschutz!“ und richtete die Spitze ihres Zauberstabes vor sich auf den Boden. Ein magischer Kreis umgab sie in einem Bruchteil von Sekunden, wobei aus dem Boden sprießende Blüten die Begrenzung klar markierten. Sobald einer der Funken über die markierte Blütengrenze hinüberschießen würde, löste sich diese zischend in Rauch auf. Ein leichter Eukalyptus-Duft erfüllte die Umgebung.
Erst als Yoko den Blick und auch den Zauberstab wieder anhob, löste sich der Blitzschutz-Zauber. Mit einem leichten Rauschen zerfielen die Blüten des magischen Kreises. Sie sah zu Flaimi auf und nahm eine selbstbewusste Haltung ein. „Ha! War das nicht beeindruckend?“, fragte sie ihr Gegenüber. Diese nickte leicht und machte deutlich, dass sie die rasche Reaktion ihrer Freundin anerkannte. „Beruhigt und zutiefst fasziniert. Ich mein, die Funken waren jetzt nichts was dir wirklich wehgetan hätte. Aber, wie schnell du reagiert hast. … Und das hast du dir nur durch das Buch beigebracht?“ Yoko nickte. „Ich zeig‘s dir nachher in der Bibliothek, – wenn du magst? Und wenn der nächste Kurs für Verteidigungsmagie startet, hast du dann schon ein paar Grundkenntnisse, wenn du dich da einliest.“ Flaimi stimmte diesem Vorschlag zu.
Gemeinsam gingen sie noch einmal den Blitzschutz-Zauber durch und übten diesen, bis Professorin Rosella den Musikunterricht offiziell beendete.