LUNASTRIA HEXENAKADEMIE

  • To-Do Liste
    9 März, 2025||
15 Februar, 2025| Chary, Coco, Nyx|

Im Getümmel des Café’s „Herzblatt“ herrschte eine auffallend fröhliche, beinahe magische Stimmung. Von Gelächter an den Tischen zu den pinkfarbenen Herzballons die von den Stühlen baumelten, die Atmosphäre war klar: Liebe, ob romantisch oder platonisch, lag in der Luft.

Durch den Raum wuselten drei ungewöhnliche Kellnerinnen auf ihren Rollschuhen – jede in einem niedlichen Maiddress gekleidet. Es waren seidig schwarze Kleider mit weißen, herzförmigen Schürzen und farbigen Akzenten in rubinrot, puderrosa und lavendelblau. Während die Röcke zweier Hexen schwungvoll wehten, pufften die kurzen, prallen Hosen der Dritten stets auf. Protzige weiße Ballonmützen saßen auf ihren Köpfen und ihre Füße zierten schwarze Rollschuhe mit Herzchen in den zugehörigen Akzentfarben. Selbige Herzchen schmückten zudem ihre Ohren.

Nyx balancierte gewandt ein Tablett voller duftender Rosenkuchen in der einen Hand, in der anderen ein weiteres Tablett mit verschiedenen dampfenden Teesorten, die zur gemütlichen Umgebung nur beitrugen.

Chary hingegen flitzte energiegeladen durch die Gegend, ihre melodische Stimme ertönte jedes Mal mit einem „Bestellung angenommen!“ durch den lebendigen Raum. Sie lachte beschwingt, als sie den Gästen Schokoladenmilchshakes brachte, die mit niedlichen kleinen Schokoladenherzstreuseln verziert waren. Zwischen Bestellungen summte sie eine unbeschwerte Melodie vor sich hin.

Coco glitt beinahe schwerelos auf ihren Rollschuhen dahin, ihre Verträumtheit zeigte sich nicht nur nach Außen hin. Nyx bemerkte, wie Coco mehrmals einen Tisch besuchen musste, da sie die genannte Bestellung vergessen hatte. „Ah… Sie wollten ähm… zwei Latte Macchiato und… was war das Letzte nochmal?“ Die Geräuschkulisse und Stimmungsgewirr ließen sie leicht überfordert wirken. Nyx rollte auf Coco zu, eine aufmunternde Hand auf ihrer Schulter gelegt. „Kann ich dir vielleicht helfen?“

Auf der anderen Seite des Café’s war Chary gerade damit beschäftigt, auf der Milchschaumoberfläche eines Espresso’s ein niedliches Valentinsmotiv zu gestalten.

Aber wie kam es denn dazu, dass diese drei unterschiedlichen Mädchen hier arbeiteten? Nyx‘ Gedanken wanderten für einen Moment zurück zu diesem Morgen, als alles begonnen hatte:


– Rückblick, einige Stunden zuvor –

Nyx, Chary und Coco hatten sich für eine Shoppingtour in der Innenstadt getroffen. Schnell wurde ihnen klar, dass hier ein großer Andrang an Menschen war; kurzfristige Einkäufe von Sträußen, Schokolade und Geschenkboxen waren zwischen den Armen der Leute geklemmt, die noch in letzter Sekunde was für ihre Liebsten besorgt hatten.

Sollen wir uns ein paar neue Zutaten für Übungstränke zulegen?„, fragte Coco mit einem Feuer von Tatendrang. „Wir könnten zum Beispiel ein paar Kräuter kaufen. Oh, oh! Oder neues Pulver! Meins ist schon beinahe aus.

Okay, okay. Neue Zutaten für Übungstränke. Sonst noch etwas?“ bejahte Nyx, nachdem sie mental eine Einkaufsliste machte. Bevor sie weiter planen konnten, wurden sie direkt beim Einbiegen in eine Gasse von einer aufgeregten jungen Frau angesprochen. „Entschuldigung, ihr seht so fit und lieblich aus – habt ihr zufällig Zeit, heute in meinem Café Herzblatt auszuhelfen? Wir haben Personalmangel und die Kunden rennen uns den Laden ein! Ich weiß, es ist ziemlich spontan und eine ungewöhnliche Anfrage, aber wir brauchen dringend Kellnerinnen! Ihr dürft auch sehr gerne so viel essen wie ihr möchtet!

Chary stieß einen begeisterten Laut aus, als sie die ganzen Köstlichkeiten auf den Bildern sah. Auch Nyx und Coco studierten bereits die Speisekarte, die von niedlichen Speisen zu köstlichen Gerichten alles servierte. Keine Frage. „Wir sind dabei!


– Zurück in der Gegenwart –

Das süßliche Aroma von Kräuter- und Früchtemischungen zierte nun die Luft des Cafés.
Coco, die durch die Reizüberflutung deutlich überforderter war, als sie zugeben wollte, hatte sich in der Zwischenzeit in den Küchenbereich zurückgezogen und kochte Tee. Der Geräuschpegel der Gäste war nur noch dumpf im Hintergrund zu hören, während das Blubbern des kochenden Wassers und das Klackern von Porzellangefäßen ein angenehmes Ambiente schufen. Nur das stetige Herein Rollen und Ausrufen der schwarzhaarigen Kollegin für eine neue Bestellung unterbrach die Ruhe.

Nichts desto trotz, lies sich Coco nicht aus dem Konzept bringen. Sie räusperte sich. „Zwei Minzblätter hier, Nelkenblüten da hinein. Einige getrocknete Apfelstücke und geriebene Zimtstange dort…„, nuschelte sie vor sich hin. Kein Tee glich dem anderen. Die Ätherhexe gab ein zufriedenes Summen von sich nachdem sie eine Duftprobe nahm und schob sich mit einem Lächeln das Brillengestell zurecht.

Mit einer dampfenden Tasse einzigartigen Tees und herzförmigen Vanilleplätzchen auf einem Tablett zog Chary ihre Runde von Tisch zu Tisch. „Bestellung für Nummer 7! Bittesehr!“ Schwungvoll ließ sie Teller und Tasse auf die Tischoberfläche hinab, machte kehrt und summte eine Melodie, die wie ein Schleier der Musik ihre Spur hinterlies und ein Lächeln auf die Lippen der Gäste zauberte. Mit einem High-Five fuhr sie an Nyx vorbei, die gerade auf dem Weg zu ihrem eigenen Zieltisch war.

Das fluffige, rosane Haar wehte im Zug ihres Schwunges, als Nyx sich mit ihrem Tablett den Gästen näherte und die Bestellung brachte. Ein junges Paar saß dort und bedankte sich; der Mann sichtlich nervös mit einem Blumenstrauß zitternd hinter dem Rücken haltend. Die junge Dame gegenüber, nichts ahnend, nahm einen Schluck von ihrer warmen Schokolade und kicherte, als sie ihm von ihren Tag erzählte. Als Nyx sich auf den Weg zurück machen wollte, kam sie nicht ohnehin zu bemerken, dass einige der Blumen das warme Klima nicht so gut verkraftet hatten und betrübt ihre Köpfe hängen ließen. Das brach ihr regelrecht das Herz.

So kam ihr die absurde Idee, Chary ihr Tablett zu überreichen. Die Blumenhexe musste noch nicht einmal ihren Plan erklären, da begann Chary in ihrer Euphorie die beiden Metallscheiben sachte und rhythmisch zu ihrem Gesang zu klopfen. Diese kleine Performance zog einige Blicke der Gäste auf sich, darunter auch die des Pärchens. Und eben diese Ablenkung machte sich Nyx zu Nutze. Mit einem gekonnten Stoß nach vorne glitt sie auf ihren Rollschuhen an dem Tisch vorbei, murmelte kaum hörbar ein paar magische Worte und strich mit den Fingerkuppen sachte über den Blumenstrauß. Kleine Partikel tanzten um die traurigen Blütenköpfe herum und hoben sie langsam wieder an. Nun war wieder alles perfekt!

Am Ende des Arbeitstages waren alle drei Hexen fix und fertig. Jedoch genauso auch glücklich, denn jede von ihnen hatte mindestens einen persönlichen Erfolgsmoment, den sie im Herzen halten möchten.
Der Tag war ein voller Erfolg, ihr Lieben!„, stürmte die Leiterin des Cafés auf sie zu und schüttelte jeder jungen Hexe eifrig die Hand, „Ich kann euch nicht genug danken! Bitte besucht uns doch bald wieder und wisst ihr was? Ihr seht so herzallerliebst in diesen Kleidern aus.“ Sie klatschte in ihre Handflächen und strahlte förmlich. „Wir haben sie extra für den heutigen Tag anfertigen lassen und ihr habt sie euch redlich verdient. Ihr dürft eure Arbeitskleidung behalten, wenn ihr möchtet!

Perplex sahen sich die Drei einander an, dann an sich selbst jeweils herab, bis herzhaftes Lachen den Raum erfüllte und sie das Angebot liebend gerne annahmen.