Event Aufgabe – Häschenmond „Die Beschwörung“
„Der Ruf des Mondhäschens“ – Ein Tanz der Sterne, der Klang der Tiefe
Es war die letzte Nacht des Häschenmondes, und der Stadtplatz von Helvik war kaum wiederzuerkennen. Wo sonst Händler riefen und Straßenlaternen flackerten, lag nun ein leiser Zauber in der Luft. Der Platz war geschmückt mit tausenden gläsernen Lampions, die mit Mondmilch gefüllt waren und in weichen Blau- und Silbertönen schimmerten. Die Menschen, Hexen, Elfen, sogar einige mutige Feen hatten sich versammelt – denn heute sollte das uralte Mondhäschen gerufen werden.
Ich war ganz vorne mit dabei. Mein kleines Herz klopfte vor Aufregung, und ich hielt meine selbst gebastelte Runenrolle fest. Ich hattest sie in der Nacht davor unter einem Lavendelbusch mit Elfenstaub bestrichen. Eine gute Wahl – Lavendel beruhigt das Mondhäschen.
Ich kam als Letzte, wie es bei den Melodiemagiern Brauch ist. Mein Umhang bestand aus hauchdünnen Harfenfäden, die mit jedem Windhauch leise sangen. Meine Augen schimmerten silbern, meine Füße berührten kaum den Boden, denn die Melodie hatte mich schon längst erhoben. Ich war nicht nur gekommen, um zu spielen – ich war gekommen, um das Lied der Sterne zu singen.
Der Kreis wurde gezeichnet.
Ich führte sie an. Mit weißer Kreide aus Traumstaub, zogen wir einen weiten Kreis rund um den Brunnen von Helvik. Ich sprach die Worte, die ich aus meinem alten Hexenbuch gelernt hatte, mit zitternder, aber fester Stimme:
„Silberpfote, Mondgefährte,
hör den Ruf aus alter Erde.
Tritt hervor aus Licht und Traum,
tanz mit uns im Runenraum.“
Der Kreis begann zu leuchten. Und nun trat ich in die Mitte.
Ich hob meine Harfe, ließ einen ersten Ton erklingen – rein, hell, wie das erste Licht im Morgengrauen. Und mit ihm begann der Tanz der Melodie. Wir, eine Gruppe von sieben Tänzerinnen, bewegten uns wie Wasser durch die Runenlinien. Jeder Schritt war ein Ton, jeder Sprung ein Akkord. Ich tanzte ebenfalls mit – meine Bewegungen klein, aber klar, wie das Flüstern eines jungen Zaubers.
Und dann…
Ein tiefer Ton vibrierte durch den Kreis. Die Lampions flackerten. Der Himmel über Helvik riss auf – nicht mit Donner, sondern mit Musik. Die Sterne bewegten sich, als würden sie selbst dem Tanz lauschen. Und aus dem Licht trat es hervor:
Das Mondhäschen.
Nicht größer als ein Eichhörnchen, aber aus reinem Licht, mit Augen, die das gesamte Sternenmeer zu enthalten schienen. Es setzte seine winzigen Pfoten in den Kreis, direkt auf meine Runenrolle. Ich war ganz still. Und das Häschen nickte mir zu – ein Dank für den Ruf, für meine Reinheit, für meinen Mut.
Nun spielte ich weiter, in einer Tonart, die man nur mit Herz und Magie hört. Und das Häschen tanzte mit. Es hüpfte, wirbelte, drehte sich durch die Luft, jeder Sprung ließ Funken von Sternenstaub zurück, der sich sanft auf unsere Haut legte. Für einen Moment war Helvik nicht mehr Helvik – sondern ein Ort außerhalb der Zeit.
Und dann, wie ein leiser Abschied, ließ das Häschen ein silbernes Ei auf den Brunnenrand gleiten. Es drehte sich zu uns, zu mir, verneigte sich und verschwand – langsam, wie Nebel im Morgenlicht.