LUNASTRIA HEXENAKADEMIE

  • Wieder da!
    24 April, 2025||
19 April, 2025| Nyx|

Der letzte Abend des Häschenmond-Festes war gekommen, und die Wiese war erfüllt von fröhlichem Stimmengewirr und aufgeregtem Flüstern. Heute Abend, zur Feier des Mondes und des Frühlings, würden wir Hexen einen ganz besonderen Tanz vorführen. Schon seit Wochen hatten wir eifrig geübt, Schritt für Schritt, Drehung für Drehung, bis die Choreografie fest in unseren Köpfen und Herzen verankert war.

In meinem Bauch kribbelte es vor Aufregung, als ich auf der von Laternen hell erleuchteten Wiese meinen Platz einnahm. Neben mir schwebte Jinx aufgeregt summend umher. Zu meiner Überraschung hatte sich heute sogar mein neuster Schützling, Niji die kleine Elfe, eingeklinkt. Die winzige Elfe mit den großen, neugierigen Augen wirkte noch etwas schüchtern, doch Jinx nahm ihre Hand sanft in ihre eigene und flüsterte ihr Mut zu.

„Bereit, Nyx?“, fragte Chary lächelnd von der Seite. Ihre Finger hielten eine schimmernde, kleine Harmonika, die geheimnisvoll im Mondschein glänzte und leichte, magische Töne von sich gab.

„Absolut!“, antwortete ich begeistert und blickte kurz hinüber zu Aki, die mit großen Augen gespannt zwischen ein paar freundlichen älteren Hexen saß. Als sie meinen Blick bemerkte, quietschte sie fröhlich und klatschte voller Erwartung in ihre kleinen Hände.

„Dann lasst uns beginnen!“, rief Hexenmeisterin Liora mit warmer, melodischer Stimme. Seit Jahren führte die elegante, silberhaarige Hexe den traditionellen Häschenmond-Tanz an. Ihre Präsenz war anmutig und voller Weisheit und sie strahlte eine Aura der Sicherheit aus, die uns alle ermutigte. Liora hob die Arme nach oben und sogleich erklang eine verzauberte Melodie, die den gesamten Platz erfüllte.

Die Musik trug uns sofort mit sich fort. Sanft wie Mondschein begannen wir uns gemeinsam zu bewegen, jede Hexe in perfekter Harmonie mit der anderen. Unsere Schritte, zunächst zaghaft und vorsichtig, wurden bald fließender und kraftvoller, während wir in großen Kreisen und eleganten Drehungen über die Wiese schwebten.

Die erste, die ihre Magie zeigte, war eine ältere Hexe namens Rosalin. Elegant hob sie ihre Arme in den Himmel und ließ wunderschöne Lichtschmetterlinge entstehen, die sogleich munter um uns herum flatterten. Die kleinen Wesen waren aus purem Mondschein gefertigt und hinterließen silberne Spuren in der Luft, während sie mit den Klängen des Tanzes spielten.

Jetzt war mein Moment gekommen. Ich atmete einmal durch, bevor ich meine Arme hob und mit heller Stimme meinen Zauber flüsterte:

„Blüten fein, im Tanz erwacht,
Schmückt die Welt in dieser Nacht.
Schwebt umher, so luftig leicht,
Dass mein Herz euch stets erreicht.“
Infini vague a l’ame!“

Augenblicklich erhoben sich tausende zarter Blütenblätter aus dem Gras rings um uns. Rosa, lila und weiß schwebten sie sanft und leicht durch die Lüfte, wie tanzende Schneeflocken, die in der warmen Frühlingsnacht einen bunten, duftenden Regen bildeten. Ein erstauntes „Ah!“ ging durch die Menge, und ich konnte Akis begeistertes Jauchzen hören.

Inzwischen hatten Jinx und Niji ebenfalls begonnen, ihren eigenen entzückenden Tanz aufzuführen. Ihre winzigen Flügel glitzerten und funkelten im Laternenlicht, während sie verspielt inmitten der wirbelnden Blütenblätter umherflogen. Die anfängliche Schüchternheit Nijis war vergessen. Angesteckt von der Freude ihrer Schwester drehte sie ausgelassen Pirouetten und streute dabei liebevoll feinen, magischen Blütenstaub über uns Tänzerinnen, der uns zusätzlich zum Strahlen brachte.

Nun war Charys Augenblick gekommen. Sie hob ihre magische Harmonika an die Lippen und begann zu spielen. Ihre Melodie war wie aus Sternenstaub gewoben: funkelnd, zart und voller Gefühl. Kaum erklangen die ersten Töne, tanzten leuchtende, melodische Noten aus ihrem Instrument heraus. Wie kleine silberne Vögel wirbelten sie spielerisch durch die Luft, umkreisten uns rhythmisch und schmückten die Nacht mit ihrem Lied. Ihre Klänge harmonierten perfekt mit unseren Bewegungen und hoben uns in einem gemeinsamen, magischen Moment empor.

Als Antwort darauf ließ ich weitere Wellen meiner Blütenblätter hinzukommen, die nun mit Charys Noten spielten und diese neckisch umkreisten.

Weiter vorne führte Hexenmeisterin Liora nun einen Zauber vor, der uns alle zum Staunen brachte: Ein schimmernder Mondscheinfluss erhob sich geschmeidig aus dem Boden und floss elegant und lautlos um unsere Füße herum, in dessen Oberfläche sich der helle Vollmond spiegelte. Er schien uns zu tragen, während unsere Schritte noch eleganter wurden und wir im Takt der Musik regelrecht zu schweben begannen.

Die Wiese verwandelte sich immer mehr in einen wahrhaft magischen Ort, erfüllt von Mondlicht, funkelnden Musiknoten, zauberhaften Lichtschmetterlingen und tanzenden Blütenblättern. Aki klatschte begeistert im Rhythmus der Musik, und einige andere Zuschauer stimmten fröhlich mit ein.

Es war, als ob Zeit und Raum für diesen Moment aufgehört hatten zu existieren. Wir tanzten, wir lachten, wir zauberten und überall lagen Liebe, Freude und eine tiefe Verbundenheit in der Luft.

Die Musik erreichte schließlich ihren Höhepunkt, und wir Tänzerinnen schlossen den Kreis, unsere Hände hielten sich fest, während die magischen Partikel gemeinsam einen atemberaubenden Höhepunkt erschufen. Langsam kam die Melodie zur Ruhe und unsere Bewegungen ebbten harmonisch ab, bis wir schließlich reglos dastanden und gemeinsam lächelnd in den Himmel blickten.

Tosender Applaus brach von allen Seiten aus. Ich wandte mich um und sah in die strahlenden Gesichter meiner Mitschülerinnen und Freundinnen. Ein tiefes Glück breitete sich in meinem Herzen aus. Es war ein Tanz gewesen, den ich niemals vergessen würde.

Erschöpft, aber überglücklich setzte ich mich schließlich neben Aki, die mir lächelnd ihre kleinen Hände entgegenstreckte. Ich nahm sie dankbar in den Arm und freute mich schon, wenn sie auch einmal mittanzen konnte.