Ich nickte kurz zur Professorin, atmete tief durch und trat einen Schritt nach vorne. Noch einmal blickte ich auf das kleine Kärtchen in meinen Händen. Navigation & Wegfindung…

Wirklich sicher war ich mir nicht, doch dann erinnerte ich mich an etwas, was mir Jinx oft erzählte: „Wenn du unsicher bist, Nyx, sing einfach los! Dein Herz kennt immer den richtigen Weg.“ Bei dem Gedanken an sie lächelte ich leicht, schloss kurz die Augen und spürte, wie die Magie in meiner Brust zu vibrieren begann.

„Ich versuch’s einfach“, flüsterte ich mutig vor mich hin und hob langsam meine Hände, in einer Hand mein Zauberstab und meine andere so offen, als ob ich eine unsichtbare Kugel in ihr halten würde. Tief in mir begann eine kleine Melodie leise aufzublühen, wurde nach und nach deutlicher und schließlich begann ich mit sanfter Stimme zu singen:

„Wind und Stimme, Ton und Klang,
Leitet mich den Weg entlang.
Ziel und Richtung zeig mir fein,
Durch dein Lied find ich heim.
Infini vague a l’ame!“

Kaum hatte ich den letzten Ton verklungen lassen, spürte ich, wie ein Kribbeln meine Fingerspitzen durchlief. In meiner Hand bildete sich eine winzige, funkelnde Sphäre aus schimmernden Noten. Sie pulsierte sanft und drehte sich langsam, als lausche sie aufmerksam meinem nächsten Ziel.

„Die Bibliothek“, flüsterte ich vorsichtig.

Die kleine Klangkugel schwebte sogleich höher und drehte sich munter im Kreis, ehe sie einen besonders hellen, klingenden Ton aussandte. Dann bewegte sie sich langsam voran und begann, eine liebliche Melodie zu summen – wunderschön und harmonisch. Vorsichtig folgte ich ihr, immer aufmerksam lauschend. Kaum bog ich aber einmal falsch ab, wurde das Liedchen leicht schräg und disharmonisch. Rasch korrigierte ich meine Richtung wieder und der harmonische Klang kehrte zurück. Bald darauf stand ich lächelnd vor den Toren der Bibliothek.

Zufrieden ließ ich meinen kleinen musikalischen Kompass verschwinden, indem ich noch einmal leise summte, und kehrte stolz zur Professorin und meiner Klasse zurück.