Ich atmete tief ein, während ich am Eingang zum Krankenflügel der Akademie stand. Der heutige Tag versprach aufregend und lehrreich zu werden, und ich freute mich darauf, meine Kenntnisse und Fähigkeiten endlich richtig einsetzen zu dürfen. Jinx saß fröhlich auf meiner Schulter und summte bereits eine muntere Melodie vor sich hin. Auch sie war schon voller Tatendrang, bereit ihre Blütenheilung zu beweisen.
Als ich den Krankenflügel betrat, lächelte Schwester Maris freundlich und deutete auf einige Betten, in denen bereits wartende Patienten lagen. „Ich habe gehört du bist heute hier behilflich?„
Ich nickte eifrig und warf meiner kleinen Elfe ein ermutigendes Lächeln zu. „Sehr gern! Wir kümmern uns sofort darum.„
Die erste Patientin, zu der ich mich begab, war ein junges Mädchen namens Elara. Diese hielt sich traurig das Knie und hatte deutliche Tränen in den Augen. Sie war wohl beim Laufen im Schlossgarten gestürzt. Vorsichtig setzte ich mich zu ihr und schenkte ihr ein warmes, beruhigendes Lächeln.
„Hallo Elara! Keine Sorge, wir bekommen dein Knie gleich wieder gesund„, versprach ich mit friedlicher Stimme und machte mich direkt an die Arbeit. Zuerst betrachtete ich die Wunde um sicher zu gehen, dass auch kein Schmutz mehr in ihr war. Jinx reinigte sie zuerst mit ihrer Blütenheilung ehe ich meine Magie spielen lies. Als meine kleine Partnerin fertig war, nahm ich die Heilung in die Hand. Mit meinem Zauberstab gezückt hielt ich meine Hände vorsichtig über Elaras schmerzendes Knie und sprach leise meinen Zauber:
„Trost und Wärme bring herbei,
Dass die Schmerzen ziehn vorbei.
Narben schwinden schnell und sacht,
Schenk der Haut die alte Pracht!
Infini vague a l’ame!“
Die Magie strömte warm und pink aus meinem Stab und umhüllte die Schramme wie ein Balsam. Elara seufzte ein erleichtertes „Vielen Dank!“ aus und sprang vorsichtig, doch deutlich erleichtert auf. Ich lächelte glücklich, während ich mit Jinx zum nächsten Patienten weiterging.
Dort erwartete mich bereits ein älterer Mann, Meister Brom, der wohl gerade frisch an der Akademie angekommen war, um sich behandeln zu lassen. Ein böser Kratzer zog sich über seinen Unterarm, entstanden durch den misslungenen Versuch, einen widerspenstigen Zaubertrankkessel einzufangen.
„Ein bisschen peinlich ist mir das ja schon„, murmelte er beschämt. Ich lachte leise und beruhigte ihn sofort: „Das passiert den Besten von uns! Nun lassen Sie mich mal sehen.„
Der Kratzer war zum Glück nicht entzündet und konnte direkt geheilt werden! Wieder mit meinem Zauberstab behutsam erhoben stimmte ich an.
„Wispern soll der Morgenwind,
Dass der Kratzer bald verschwind‘.
Heilungszauber wirkt im Nu,
Friede kehr zur Wunde zu!
Infini vague a l’ame!“
Die melodischen Klänge ließen die Wunde langsam kleiner werden, bis schließlich nur noch ein feiner, rosaner Strich sichtbar blieb. Jinx bestreute den geheilten Arm anschließend mit duftendem Blütenstaub, der dafür sorgte, dass sich Meister Brom sofort vitaler fühlte.
„Wundervolle Arbeit ihr Zwei„, lobte der Mann mit dankbarem Nicken, während er zufrieden aufstand.
Schließlich wandte ich mich meinem dritten Patienten zu. Doch überraschenderweise wartete Schwester Maris dort schon mit einem besorgten Ausdruck auf mich.
„Nyx, würdest du bitte heute einen Hausbesuch übernehmen? Wir haben eine Nachricht erhalten, dass eine ältere Dame namens Flora in ihrer Hütte am Waldrand gestürzt ist. Sie hat Schmerzen im Knöchel und kann nicht selbst zu uns kommen. Wärst du bereit, dich darum zu kümmern?„
„Natürlich!“ Ich nickte eifrig, packte schnell meine Tasche und flog auf meinem Besen gemeinsam mit Jinx zur Hütte der Dame. Wir folgten dem kleinen Pfad durch den Wald, begleitet vom sanften Zwitschern der Vögel.
Vor der gemütlichen Hütte angekommen, klopfte ich vorsichtig an die Tür. „Frau Flora? Ich bin Nyx aus dem Krankenflügel der Akademie. Ich bin hier, um Ihnen zu helfen!„
„Ach, komm nur herein, Liebes„, antwortete eine freundliche, aber erschöpfte Stimme von drinnen. Vorsichtig öffnete ich die Tür und trat ein. Flora saß auf einem gemütlichen Schaukelstuhl, den Fuß vorsichtig hochgelegt. Ihr Knöchel war geschwollen und sah schmerzhaft aus.
„Ich bin draußen im Garten über eine freche Baumwurzel gestolpert„, erklärte sie leicht verlegen. „Jetzt komme ich nicht mehr richtig hoch.„
„Keine Sorge, wir haben Sie ganz schnell wieder auf den Beinen!„, versicherte ich ihr herzlich, während Jinx bereits aufgeregt um Floras verletzten Knöchel schwirrte und vorsichtig mit ihren kleinen Händen Blütenpollen darüber verteilte. Ich hielt sanft meinen Zauberstab über den geschwollenen Knöchel und sprach mit warmer Stimme meinen dritten Zauberspruch des Tages.
„Warme Winde, sanfter Klang,
Dringt durch Mark und Bein entlang.
Heilsam blüht es im Herzen auf,
Dass Genesung nimmt ihren Lauf.
Infini vague a l’ame!“
Warme, rosafarbene Lichtfäden strömten aus meinem Zauberstab und wickelten sich behutsam um Floras Knöchel. Die Schwellung und blauen Flecken ließen rasch nach und ein erleichtertes Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus.
„Ach, das tut so gut, Kindchen!„, seufzte Flora dankbar und bewegte ihren Fuß vorsichtig hin und her. „Ihr seid wahrlich ein begabtes Duo, du und dein kleines Elfchen.„
Jinx kicherte zufrieden und landete stolz auf meiner Schulter, während ich mich ebenfalls glücklich fühlte. Gemeinsam halfen wir Flora aufzustehen und begleiteten sie noch ein Stückchen durch ihren blühenden Garten, um sicherzugehen, dass sie wieder sicher laufen konnte.
Als wir schließlich wieder zurück zur Akademie flogen, waren Jinx und ich erschöpft, aber zufrieden. Die Sonne senkte sich langsam über die Akademie und ich spürte den langen Tag auf meinen Schultern. Doch durch ihn konnte ich feststellen, wofür ich meine Magie nutzen wollte.