LUNASTRIA HEXENAKADEMIE

  • Wieder da!
    24 April, 2025||
28 März, 2025| Nyx|

Nachdem der Zaubertrank volle 24 Stunden ruhig und gleichmäßig vor sich hin geköchelt hatte, war endlich der Moment gekommen, ihn sorgfältig abzufüllen. Ich trat näher an den großen, silbrig schimmernden Kupferkessel heran, der sanft auf der kleinen magischen Flamme glühte. Der Duft, der aus dem Inneren emporstieg, war angenehm süß und erinnerte an Honig und Lavendel – ein gutes Zeichen, wie Professorin Sindony uns im Unterricht versichert hatte.

Mit geübten Händen nahm ich vorsichtig eine kleine, klare Glasflasche und tauchte meine Schöpfkelle langsam in die leuchtende Flüssigkeit des Kessels. Behutsam füllte ich den Trank in meine Flasche hinein, und beobachtete fasziniert, wie das klare Glas von innen her einen sanften blauen Schimmer annahm, sobald sich die Flüssigkeit darin sammelte. Als die Flasche aufgefüllt war, hielt ich sie kurz gegen das Sonnenlicht und betrachtete das wunderschöne Farbenspiel in ihrem Inneren. Der Trank war von einem zauberhaften, hellblauen Glanz erfüllt, der aussah wie flüssiges Mondlicht.

Doch ich war noch nicht fertig. Jetzt kam der wichtigste Teil: Der Melodiezauber, mit dem ich den Trank aktivieren musste. Ich griff zu meinem Zauberstab, hielt ihn mit beiden Händen fest und schloss meine Augen. Langsam begann ich, in sanften, melodiösen Worten den Spruch zu sprechen, den ich eigens für diesen besonderen Moment geübt hatte:

„Melodie, ertöne hier,
schwing dich fein und sprich zu mir.
Klänge web ich tief hinein,
Stimmen sollen nun erwachen sein!
Infini vague a l’ame!“

Aus der Spitze meines Zauberstabs strömten sanfte, pinkfarbene Klangwellen, die sich vorsichtig um die Glasflasche schlangen. Sie begannen sachte zu pulsieren, verschmolzen liebevoll mit der Flüssigkeit darin und schenkten ihr einen funkelnden, melodischen Herzschlag.

Jetzt musste ich ihn nur noch ausprobieren… Ich hatte mir schon die letzten 24 Stunden so viele Gedanken darüber gemacht, woran ich ihn testen könnte. Da kam mir die Idee, wie ich mit meinem Schützling Aki besser in Verbindung kommen kann.

Ich lächelte sacht, als ich an das kleine Hexenbaby dachte, das ich kürzlich adoptiert hatte. Aki war unglaublich liebenswert, aber leider noch so scheu und zurückhaltend. Sie sprach kaum ein Wort, und wenn doch, dann nur gebrochen und sehr leise. Wie könnte ich ihr nur helfen, sich bei mir wohler zu fühlen?

Plötzlich erinnerte ich mich daran, dass Hexenbabys aus Rosen geboren wurden; und genau hier lag der Schlüssel zu meinem Plan. Was, wenn ich Aki eine verzauberte Rose schenkte, die ihr sanft vorsingen oder Geschichten erzählen konnte? Vielleicht würde die vertraute Stimme einer Rose ihr helfen, sich mir gegenüber zu öffnen.

Mit einem Lächeln zückte ich meinen Zauberstab erneut und legte direkt los. Meine Blütenmagie erfüllte mich mit einem warmen Gefühl, während ich die passenden Worte sprach.

„Rose blau, so fein und rein,
Wachse herbei im Sonnenschein!
Blüte zart und voller Leben,
Hilf mir, Aki Mut zu geben!
Infini vague a l’ame!“

Dieses Mal schwebte ein sanftes blaues Licht von meinem Zauberstab hinab und landete behutsam auf dem kleinen Tisch vor mir. Daraus wuchs langsam ein kleiner Blumentopf, in dessen Mitte eine wunderschöne blaue Rose erblühte. Ihre Blätter schimmerten sanft im Tageslicht, und ein angenehmer Duft verbreitete sich um sie herum. Voller Hoffnung nahm ich vorsichtig den kleinen Flakon mit dem fertig gebrauten „Melodis Vantris“ und tröpfelte das flüssige Blau auf die Rose. Kurz hielt ich den Atem an, während die Flüssigkeit in die Erde einzog. Nichts geschah… jedenfalls zuerst nicht.

Doch dann, wie durch ein unsichtbares Signal, begann die Rose sich langsam zu bewegen. Ihre Blüte öffnete sich etwas weiter, und ich hörte ein leises, zartes Summen, gefolgt von einer klaren, melodischen Stimme, so sanft wie ein Wiegenlied. Erstaunt beobachtete ich, wie Aki, die bislang neugierig und doch unsicher in einiger Entfernung saß, plötzlich die kleinen Augen weit aufriss und gebannt näher kroch. Das Summen der Rose war so warm und einladend, dass Akis Wangen sofort rosiger wurden. Vorsichtig nahm ich die kleine Hexe auf meinen Arm und setzte sie dicht neben die Rose, die nun liebevoll weitersang.

Aki sah mich begeistert an, griff nach meiner Hand und lächelte zum ersten Mal so breit und offen, dass mir beinahe Tränen der Freude in die Augen stiegen. Ihre kleinen Finger deuteten auf die singende blaue Rose, und sie murmelte entzückt:

„Ro…se… singt…schööön!“

„Ja, meine Kleine“, flüsterte ich glücklich und drückte sie liebevoll an mich. „Die Rose singt ganz allein für dich.“

Die Rose erzählte weiter sanfte, melodische Geschichten, von fliegenden Feen, tanzenden Blumen und fröhlichen Sternen, die nachts am Himmel spielen. Ich beobachtete, wie Akis Zurückhaltung immer mehr schwand und sie sich schließlich ganz geborgen in meinen Armen an mich kuschelte.

Mit einem zufriedenen Seufzen schloss ich die Augen und genoss den Moment. Der Zaubertrank hatte perfekt funktioniert und ich hatte eine wunderbare Möglichkeit gefunden, um meinem kleinen Hexenbaby endlich näherzukommen. Das war mehr als nur eine bestandene Prüfung.