Noch ohne Ziel irrte ich mit Jinx zusammen durch die endlosen Gänge unserer Schule, tief versunken in meinen Gedanken ging ich jegliche Zauber durch, die mir eventuell die Suche erleichtern würden. Gerade als ich überlegen wollte, einen Suchzauber zu nutzen, hörte ich eine gedämpfte Stimme aus einem der Nebengänge.

„Hast du das auch mitbekommen? Die Statue im Keller trägt plötzlich eine Halskette! Gestern war sie noch nicht da! Sie sieht aus wie eingemeiselt, als wäre sie schon ewig da gewesen!“

„Vielleicht ein Scherz der älteren Jahrgänge?“

Jinx und ich tauschten einen schnellen Blick aus. Ohne ein weiteres Wort drehten wir uns um und eilten in Richtung Kellertreppe.

Die Luft im Keller war kühl und feucht, erfüllt vom erdigen Geruch alter Steinmauern und einem Hauch von Kräuterdampf, der aus den dicken Kesseln der fleißigen Trankbrauerinnen stieg. Ich ließ meine Finger über die moosbedeckten Wände gleiten, während Jinx auf meiner Schulter hockte und ungeduldig mit ihren durchsichtigen Flügeln summte.

„Nyx sicher dass das richtig Ort?“ Jinx versuchte sich zu verständigen, konnte aber bisher leider nur brüchig reden. „So dunkel, traurig und—AH! Spinne!“ Jinx flatterte aufgeregt hoch und versteckte sich in meinem zuckerwatten-farbigen Haar.

Ich grinste und schüttelte den Kopf. „Neugierig und doch ängstlich, hm?“

Meine kleine Elfe verschränkte beleidigt die Arme, aber das sanfte Lächeln in ihrem zierlichen Gesicht verriet ihre eigentlichen Gedanken.

Endlich unten angekommen, machten wir uns direkt auf die Suche nach der Statue. Zwischen den hohen Regalen voller Trankzutaten und staubiger Flaschen stand sie: eine wunderschöne Statue aus Stein gemeiselt; die Gesichtszüge der Hexe sanft und erhaben. Mein Blick wandte sich auf ihren Hals und tatsächlich! Auch wenn sie ebenfalls aus Stein gemeiselt war, passte sie dennoch nicht zur Hexenstatue.

Ich trat näher und begutachtete das Stück. Handelte es sich eventuell hier um den verzauberten Gegenstand? Jinx flog hinauf und lies ihre Magie spielen. „Nyx! Spezielle Aura!“

Jackpot! Ich erhob meinen Zauberstab und flüsterte meinen Zauberspruch.

„Stein und Schatten, genug versteckt,
Enthülle jetzt das magische Objekt!
Kette erstrahle im hellen Schein,
Sei nun das, was du sollst sein!
Infini vague a l’ame!“

Ein Hauch von Blütenstaub wirbelte um die Statue herum und Jinx stimmte mit meinem Zauber ein. Unsere Magie im Einklang legte sich wie ein Schleier über die steinerne Kette. Langsam begann sich ihre Farbe zu ändern und nach und nach bröselte Stein von den Gliedern der Kette, bis nur noch Gold und ein lila Kristall übrig blieben.

Jinx klatschte begeistert in ihre Hände. „Nyx, wir geschafft!“ , jubelte sie und nahm die Kette der Statue ab, ehe sie mir diese in meine offenen Handflächen legte. „Zurück zu Professorin Estrella! Gut gemacht, Jinx!“