LUNASTRIA HEXENAKADEMIE

  • Herbstzauber
    30 September, 2025||
17 Oktober, 2025| Minni|

In der sanft glühenden Abenddämmerung saß Minni an ihrem kleinen Holztisch, überzogen mit glitzerndem Staub, bunten Fäden und halb geschmolzenem Kerzenwachs. Neben ihr flatterte Bella, ihre winzige Elfenfreundin, mit neugierigen Flügelschlägen umher.

„Das ist es also,“ sagte Bella ehrfürchtig. „Dein eigenes Siegel, Minni! Die dritte Prüfung! Professorin Estrella wird beeindruckt sein!“

Minni lächelte nervös. Vor ihr lag ein altes, leeres Notizbuch – der Einband aus hellem, fast weißem Leder, fein und weich wie Mondlicht. Mit einer dünnen Nadel hatte sie zarte Fäden hindurchgezogen, golden und grün verflochten zu einem Kreis aus Magie. Kleine Ranken wuchsen in feinen Mustern über die Oberfläche, und zwischen ihnen klebte sie glitzernde Edelsteine, die sie sorgfältig mit winzigen Tropfen Zauberleim befestigte.

„Die Sterne kommen in die Mitte,“ murmelte sie leise, während sie fünf kleine, goldene Sternchen aufklebte. „Und die Blumen – für Erinnerung und Herz.“

Bella fügte einen kleinen weiteren Stern hinzu um ihre eigene kleine Note hinzuzugeben. Danach setzte sie sich auf den Buchrand, ihre Flügel glühten rosa im Kerzenlicht. „Was wirst du herbeizaubern?“ fragte sie leise.

Minni hielt kurz inne. Ihr Blick wurde weich, ein Hauch Wehmut lag in ihren Augen. „Etwas, das ich verloren habe. Meine Hasenspange. Ich hatte sie, als ich klein war… sie war rosa mit kleinen Glitzerohren. Ich habe sie geliebt.“

Bella nickte verstehend. „Dann musst du sie aus deinem Herzen rufen. Magie ist Erinnerung – und Liebe.“

Minni legte ihre Hände auf das Siegel. Das Buch begann sanft zu leuchten – erst rosa, dann silbern, dann in einem sanften Schimmer aus Blau und Gold. Professorin Estrella beobachtete aus der Ferne, den Stab in der Hand, mit einem wohlwollenden Lächeln.

Minni schloss die Augen, atmete tief ein, und sprach mit zitternder Stimme:

„Eloria Luna Aelo… Hasenherz, komm zu mir zurück,

aus Glanz und Traum, aus Kindertag Glück.

Erinnerungslicht, im Zauber vereint,

erscheine, Spange, die mir einst scheint.“

Ein Schwall aus glitzerndem Rauch stieg aus dem Buch auf – rosa und blau, wie flüssiges Licht. Der Duft von Frühlingsblumen und Zuckerwatte lag in der Luft. Bella klatschte begeistert in die Hände.

Langsam, ganz sanft, nahm in der schimmernden Magie etwas Gestalt an: eine kleine Haarspange, zart und in Form eines Hasen. Die Ohren funkelten wie damals, als Minni sie stolz im Haar getragen hatte.

Sie nahm sie mit zitternden Fingern, Tränen glitzerten in ihren Augen.

„Ich… ich hab sie wieder…“ flüsterte sie.

Für einige Minuten hielt die Magie, und Minni konnte nichts anderes tun, als zu lächeln und die kleine Spange in der Hand zu wiegen. Doch dann begann sie langsam zu verblassen – zuerst durchsichtig, dann zu Lichtstaub, der in die Luft stieg.

Bella legte tröstend ihre winzige Hand auf Minnis Finger. „Sie ist nicht wirklich fort, Minni. Du hast sie wieder im Herzen gefunden. Das ist echte Magie.“

Professorin Estrella trat nun näher, ihr Gewand schimmerte wie der Nachthimmel. „Aus Erinnerung und Gefühl geboren – das ist wahre Hexenkunst. Du hast deine Prüfung bestanden, Minni.“

Minni lächelte, wischte sich die Tränen ab und sah auf ihr Buch. Es leuchtete noch sanft, als wollte es die Geschichte der kleinen Spange bewahren – für immer zwischen seinen Seiten.