In Lunastria war der Herbst angebrochen und ich sehnte mich nach kühleren Temperaturen und erfrischenden Windböen. Die Blätter fingen an sich zu verfärben und schmückten hier und da den Boden schon recht bunt. Doch ich vermisste immer noch einen spürbaren Temperaturabfall.
Ich entschied mich, den Sonntag dazu zu nutzen, nach Rodholt zu reisen, um nach einem ausgelassen Spaziergang durch die Schneelandschaft und Eiseskälte in den natürlichen heißen Quellen zu entspannen. Die einzige Hitze, die ich gut ertragen kann, da die Luft um einen herum wohltuend kühl blieb.
Sumire brühtete sowieso gerade eine Erkältung aus, bei der ich hoffte, dass eine heiße Quelle und frische Luft die Symptome lindern würde. Da ich mit Unterricht so beschäftigt war, übernahm LeLe zurzeit die meiste Pflege von Sumire und schien ebenfalls ein heißes Bad zu gebrauchen. So zauberte ich einen bequemen Besenbabysitzt herbei, indem auch LeLe Platz fand. Durch einen Barriere-Zauber waren Baby und Elfe vor dem Fahrtwind geschützt. Beide schliefen im Sitzt sofort ein.
Die beiden waren so erschöpft, dass sie auch nach Ankunft in Rodholt nicht aufwachten.
Ich hatte aber Lust zu wandern und verzauberte meinen Besen so, dass er mitsamt des Babysitzes neben mir her flog. Trotz Begleitung endlich Zeit für mich, dachte ich und genoss in vollen Zügen das Geräusch des zerdrückten Schnees unter meinen Füßen. Mein Atem kondensierte so gut in der kalten Luft, dass ich Dampfringe erzeugen konnte. Der Himmel war wolkenlos und strahlend blau. Der Schnee wie immer unberührt und reflektierte an den winzigen Eiskristallen einen Regenbogen ins Auge. Schön dachte ich und wanderte ca. 4 Stunden durch die Landschaft von Rodholt.
Als meine Wangen schon ein tiefes Lilablau annahmen, war ich schon auf dem Waldpfad zu den heißen Quellen. Nur noch am Spielplatz vorbei und dann ist es geschafft.
Ich erhöhte meine Schrittfrequenz vor lauter Vorfreude aufs heiße Bad, als ich vom Spielplatz her lautes Schreien vernahm. Dieses Schreien war aber keines welches freudig klang, sondern eher verängstigt. Was war da los?
Ich nahm Kurs auf die Lärmquelle und schon bald kamen Elfen und Hexen flüchtend entgegen. Sie schienen mich gar nicht wahrzunehmen, da sie ohne Halt zu machen an mir vorbei liefen. Eine Hexe rief nur: „Schnell weg, da ist ein Monster auf dem Spielplatz!“
Verdutzt sah ich den Fliehenden hinterher. Monster? So nahe an Rodholt? Sehr ungewöhnlich. Da ich nicht glauben konnte, dass ein Monster in der Nähe sein würde, ging ich auf den Spielplatz zu, um mir selbst ein Bild zu machen. Sumire und LeLe schliefen währenddessen ungestört weiter. Am Spielplatz angekommen, blieb mir kaum zeit mich nach einem Monster umzusehen, da ich von Schneebällen attackiert wurde, die aus allen Richtungen zu kommen schien. Verflucht! Ich kann nichts sehen!
Neben den vielen Schneebällen, die auf mich niedergingen hörte ich nun ein böses grollen und brummen in unmittelbarer Nähe. ich versuchte mich zum Grollen hinzudrehen und sah nur ganz kurz einen riesigen rotglühenden Schneemann, mitten auf dem Spielplatz. Dieser warf auf alles was sich bewegte eine große Menge an Schneebällen. Warum war dieser Schneemann nur so sauer, dachte ich und versuchte an den Babysitzt zu kommen, wo sich mein Zauberstab befand.
Doch bevor ich überhaupt Kurs auf meinen Besen nehmen konnte begrub mich der Schneemann unter Schneebällen. Mist, ich kann mich nicht bewegen. Zu allem Unglück hörte ich wie Sumire anfing zu weinen und hörte wie jetzt die Schneebälle dort aufkamen, wo mein Besen mit Sumire und LeLe flog.
Trotz beengender Situation versuchte ich mich auf meinen Zauber zu konzentrieren. Ich schloss meine Augen und suchte nach magischen Flüssen um mich herum, die ich für einen Schutzzauber nutzen konnte. Es viel mir schwer, da Sumire immer lauter weinte.
Was war das? Neben den natürlichen Flüssen floss auch eine andere Magie. Ich versuchte die Flüsse zu bündeln und verband sie zu Kugeln in meinen Händen. Mir war so kalt, dass ich Mühe hatte meine Magie zu halten und sah, wie die andere Magie, diese schien einen rötlichen Glanz zu besitzen ebenfalls in meine Hände floss. Bevor ich mich fragen konnte, woher diese Magie kam, ging ich eine Verbindung mit Sumires Kräften ein. Das weinen verklang und mit einem warmen Leuchten erhoben sich die Schneemassen unter denen wir vergraben worden sind und flogen Richtung Schneemann.
Sumire schwebte über ihrem Sitz, während LeLe hellwach auf ihrer Schulter saß und einen Schutzkreis um sie herum aufrecht erhielt.
Was zum…?! SUMIRE! dachte ich laut und verstand, dass ich meine Magie mit ihrer verbunden hatte. Ohne weiter Zeit zu verlieren sprach ich einen einfachen, aber starken Versiegelungszauber aus: „obsignatio!“
Sumire und ich flogen in die Höhe während leuchtende Runen den liegenden und fliegenden Schnee zu einer riesigen Kugel um den Schneemann zusammen pressten. Der Schneemann hatte keine Chance, schmiss aber weiter mit Schneebällen um sich.
Die riesige Schneekugel wurde von den leuchtenden Zauberrunen so stark zusammengepresst, dass sich mit einem abschließenden „Plopp“ alles in der Größe eines Handgroßen Schneeballs komprimieren ließ. Während die Magie zurück in ihre Flüsse zurückkehrte, Sumire und ich sanft zu Boden sanken, viel eine winzige Schneekugel ebenfalls zu Boden.
Ich sammelte Sumire, LeLe und Besen ein. Nahm Kurs auf die Schneekugel, hob sie hoch und fing an zu schmunzeln. In meiner Hand befand sich eine kleine Schneekugel in der ein wütender Schneemann weiter Schneebälle um sich warf. Natürlich weniger bedrohlich wirkend. Auf dem Sockel der Schneekugel standen die Versiegelungsrunen drauf.
Vorsichtig verstaute ich die Schneekugel in meinem Beutel und machte mich auf dem Weg zu de heißen Quellen. Dass wurde jetzt auch Zeit, da mein Umhang mittlerweile stark durchnässt war, durch den ganzen Schnee. Kalt war mir auch und ich brauchte eine Pause.
Angekommen bei den heißen Quellen, hing ich alle nasse Kleidung auf. Band meinen Beutel fest am Besen fest und nahm gemeinsam mit Sumire und LeLe ein wärmendes Bad. Aufgewärmt und entspannt zauberte ich die aufgehängten Sachen trocken und dachte darüber nach, wo in den Kellerräumen von Lunastria ich die Schneekugel am sichersten verstauen könnte.
Was für ein Abendteuer :D