In Vorbereitung auf die Abschlussprüfung müssen wir Schülerinnen zu zweit einen Zauberkreis beschwören. Damit das ganze fair bleibt werden die Partnerinnen aus allen Schulstufen ausgewählt. Kasuna und Fable haben sich zusammengefunden und beschlossen die Aufgabe gemeinsam zu versuchen. Kasuna ist in ihrem Unterricht schon viel weiter als Fable, aber die zwei verstehen sich super gut und auch ihre Elfen sind mittlerweile gute Freunde geworden.
Nachdem die Professorin mit allen Schülerinnen die Theorie nochmal durchgegangen ist, wurde es Zeit nach draußen zu gehen. „Wir werden diese Übung im Schulhof durchführen, damit ihr alle genügend Platz für eure Zauberkreisel habt.
Als sich alle im Hof zusammengefunden haben, begannen wir zuerst damit, unsere Kreisel mit Kreide auf den Boden zu zeichnen. Kasuna und Fable hatten sich am Vortag getroffen und gemeinsam als Hausaufgabe ihre beiden Zauberkreise in ein Design zusammengefügt, welches ihre beiden Energien vereint. Fable hat bisher großes Interesse an Garten- und Pflanzenmagie und Kasuna hat sogar schon ihre Spezialisierung in Äthermagie gefunden. Diese beiden Wege lassen sich gut miteinander vereinen, weil die Elemente und die Natur Hand in Hand gehen.
Als der Kreis fertig gezeichnet war, stellten sich Kasuna und Fable gegenüber am oberen und unteren Punkt des Kreises auf und begannen die Zauberformeln zu sprechen. Kasuna begann mit ihrem Spruch „Kardi Kasudi – Stille des Mondes“ und Fable kam danach mit ihrem Spruch „Peoni Pokoro – Zeit der Hoffnung“. Beide Schülerinnen schlossen ihre Augen und versuchten sich zu konzentrieren. Sie fühlten eine angenehme Energie vom Kreis ausstrahlen, die sich mehr und mehr ausbreitete und wärmer und wärmer wurde – bis…sie plötzlich wieder erlosch…
…Kasuna und Fable rissen erschrocken die Augen auf. Die Luft um sie herum war aufgeladen, aber der Kreis – still. Kein Leuchten, kein Windstoß, nicht einmal ein flimmern. Fable sah sie nervös an:„Habe ich etwas falsch gemacht?“ flüsterte sie, während ihre kleine Elfe an ihrer Schulter fragend umherschaute.
Kasuna schüttelte sanft den Kopf. „Nein, ich glaube… da war etwas. Nur nicht genug.“ Sie trat vorsichtig einen Schritt zurück, warf einen prüfenden Blick auf den Kreisel. Die Linien waren exakt, ihre Formel hatte sich richtig angefühlt. Und doch fehlte etwas – ein letzter Funke.
Da kam Professorin Estrella näher, die das Geschehen aus einiger Entfernung beobachtet hatte. „Ihr habt eine wundervolle Grundlage geschaffen“, sagte sie mit einem warmen Lächeln. „Aber ihr müsst noch lernen, eure Magien nicht nur nebeneinander, sondern miteinander fließen zu lassen.“
Fable und Kasuna tauschten einen Blick – und begannen zu verstehen. Beim ersten Versuch hatten sie ihre Kräfte wie zwei Seiten derselben Münze eingesetzt. Doch was der Kreis brauchte, war Einheit. Harmonie. Keine zwei Stimmen – sondern eine gemeinsame Melodie.
„Lass es uns nochmal versuchen“, sagte Fable entschlossen.
Kasuna nickte. Sie legten ihre Hände aneinander, in der Mitte des Kreises. Diesmal sprachen sie ihre Sprüche gleichzeitig „Kardi Kasudi… Peoni Pokoro…“ – und ihre Stimmen verwoben sich, wie Äther und Erde.
Ein leuchtendes Licht erhob sich aus der Kreismitte, spiralförmig und zartgrün schimmernd. Es pulsierte, wuchs, tanzte mit jeder Silbe, bis ein harmonischer Klang den gesamten Schulhof erfüllte. Der Kreis war aktiv – und nicht nur das: Er blühte auf, buchstäblich. Kleine Ranken und leuchtende Staubkristalle sprossen aus dem Boden.
Die anderen Schülerinnen staunten. Die Elfen klatschten freudig mit ihren winzigen Händen. Kasuna und Fable strahlten vor Freude.
Professorin Estrella nickte zufrieden. „Nun, DAS nenne ich Teamarbeit.“