Schon beim Betreten des kleinen Bootes, das mich und zwei Mitschülerinnen zur Insel Bresea bringen sollte, spürte ich, dass das keine einfache Prüfung wird. Der Wind war launisch, die Wellen schlugen ungeduldig gegen den Bug, und über uns zogen dunkle Wolken auf – typisch Bresea eben. Meine Begleiterinnen waren Mikan und Fable. Beiden hatten sich auf Blütenmagie spezialisiert hatte. Eine gute Mischung, fand ich.
Kaum hatten wir die Insel betreten, wurde klar, dass die Aufgabe schwieriger werden würde als gedacht. Der Boden war weich und sumpfig, der Wind zog plötzlich mit solcher Kraft über die Bäume, dass wir uns öfter gegenseitig stützen mussten. Tiere schauten uns aus dem Dickicht an – bunte Vögel mit spiegelnden Augen, kleine, leuchtende Mooshüpfer und einmal sogar ein langbeiniger Sturmfuchs, der sofort wieder verschwand, als Fable niesen musste.
Wir entschieden, unsere Fähigkeiten zu kombinieren: Ich setzte einen ätherischen Ortungsspruch ein, um magische Pflanzen in der Umgebung aufzuspüren. „Kardi Kasudi Ka – Zeig mir, was verborgen liegt.“
Ein schimmernder Windstrudel tanzte über das Moos, zog in Bögen durch das Unterholz und blieb schließlich bei einem knorrigen alten Baum stehen, der halb in einem Sturmbruch hing.
Mikan zauberte mit ihrer Blütenmagie etwas und Fable überprüfte die Blätter der umliegenden Pflanzen. Und tatsächlich: Unter einer dichten Moosdecke, versteckt zwischen Wurzel und Steinen, wuchs eine kleine Pflanze mit silbrig-grünlichen Blättern, die sich in Windrichtung bogen, als würden sie atmen.
Das Peprit Kraut.
Wir jubelten leise, um die Balance der Umgebung nicht zu stören, und Rova grub es mit ihrem Gartenwerkzeug vorsichtig aus. Ich spann einen kleinen Ätherkokon darum, damit die Pflanze unbeschädigt blieb – ein Trick, den ich mir von einer der Lehrerinnen abgeschaut hatte.
Als wir zurückkehrten, durchnässt, zerzaust, aber stolz, wartete Professorin Mandragora bereits. Ihr Lächeln, als wir das Kraut übergaben, war wie ein warmer Sonnenstrahl nach einem Sturm.