Professorin Myra betritt das Klassenzimmer mit sanften Schritten. Das Zimmer, in dem der Unterricht stattfindet, liegt direkt neben dem Krankenzimmer – so ist Professorin Myra immer schnell vor Ort und die Schülerinnen aus dem Kurs helfen manchmal bei der Pflege der Kranken und Verletzten mit. Sie scheint eine liebe und verantwortungsvolle Person zu sein, immerhin widmet sie ihre Zeit der Pflege der Verletzten und hilft außerdem noch dabei, die nächste Generation auszubilden. Wirklich eine beeindruckende Frau!
Professorin Myra erklärt uns die Lernziele des Kurses und die wichtigen Regeln der Heilkunst. Dabei geht sie geduldig auf unsere Fragen ein und berichtet, dass die Heilkunst lange Zeit ein umstrittenes Feld der Hexerei und Magie war. Bevorzugt wurden Heiltränke und naturkundliche Ansätze, weil Heilmagie als sehr riskant galt.
„Vor einigen Jahrhunderten jedoch entdeckten ein paar Hexen, sehr engagierte und gute Forscherinnen, dass Heilmagie durchaus sinnvoll und sicher eingesetzt werden kann. Wie in so vielen Disziplinen der Hexenkunst ist Wachsamkeit, Konzentration und stetige Aufmerksamkeit der Schlüssel für eine sichere Anwendung. In bestimmten Fällen, sollte auf Heilmagie verzichtet werden – über solche Situationen werden wir uns in diesem Kurs intensiv unterhalten.“ Professorin Myra erklärt uns weiter die Grundlagen der Heilmagie und gibt uns eine Einführung in die Theorie hinter der Heilkunst. Ich versuche viele Notizen zu machen und auch Elisa hört gebannt zu.
„Nun möchte ich mit euch über das Thema ‚erste Hilfe‚ sprechen“, sagte Professorin Myra. Sie nickt uns aufmunternd zu. „Bitte erzählt mir, was ihr unter erster Hilfe versteht. Was bedeutet es für euch, welche Handlungen fallen darunter?“
Die ersten Hände der Schülerinnen schnellen in die Höhe. Auch ich melde mich aufgeregt. „Ja, Iris“, sagte sie und nimmt mich dran. „Also – erste Hilfe ist für mich die Handlung, die als erste Reaktion auf die Verletzung von jemand anderem folgt, sodass man der anderen Person helfen kann. Ein Pflaster für einen Schnitt, das Aufhelfen nach einem Sturz, das Säubern einer Wunde oder auch, dass man professionelle Hilfe ruft“, rede ich fröhlich drauf los. Professorin Myra nickt zufrieden. „Was sagen die anderen Schülerinnen dazu? Coco, was sagst du?“ Auch Coco erklärt ihre Gedanken zur ersten Hilfe. Nach und nach berichtet jede Schülerin ihre Gedanken, die sich alle um dasselbe Thema drehen – die Hilfe, die man den Verletzten zukommen lässt, kurz nachdem etwas geschehen ist. Professorin Myra lächelt sanft und lässt dann eine kleine Tafel schweben.
„Ihr habt alle gute Antworten gegeben. In gewissen Punkten habt ihr alle Recht und ihr habt wichtige Themen angesprochen. Das hier ist die Definition von erster Hilfe: Unter Erster Hilfe versteht man von jedermann durchzuführende Maßnahmen, um menschliches Leben zu retten, bedrohende Gefahren oder Gesundheitsstörungen bis zum Eintreffen professioneller Hilfe abzuwenden oder zu mildern. Dazu gehören insbesondere das Informieren einer Autoritätsperson, gegebenenfalls die Absicherung der Unfallstelle und die Betreuung der Verletzten.
Als Autoritätspersonen würden beispielsweise eine Professorin gelten, eine Wache in der Stadt oder auch die Information an eine Heilungshexe weiterzugeben. Dazu können natürlich auch Boten genutzt werden. Wichtig ist, dass ihr drohende Gefahr für die verletzte oder kranke Person abwendet. Dazu zählt die erste Versorgung der Wunden, aber auch das Sichern der Unfallstelle. Das ist vor allem auch bei Naturkatastrophen wichtig zu beachten!
Der wichtigste Grundsatz des Helfens ist: Bringt euch nicht selbst in Gefahr – sonst könnt ihr der Person nicht mehr helfen!“
Der letzte Satz von Professorin Myra hat eine tiefe Wirkung auf mich und ich schreibe es mir in mein Notizbuch. Es scheint so logisch, aber trotzdem bringt man sich selbst oft in Gefahr, um jemandem zu helfen. Vor allem in Geschichten passiert das ja recht oft. Jemand rennt in ein brennendes Haus, um seine Liebsten zu retten, jemand wirft sich in einem Kampf vor die andere Person…