Die Nacht über Lunastria war still und klar, als Echo den Innenhof betrat. Eine unerwartete Nachricht hatte sie aus dem Schlafsaal gelockt, nur ein kurzer Hinweis: Unterricht, sofort erscheinen. Kein Grund, keine Erklärung.
In der Mitte des Hofes wartete Professorin Jane. Ihr braunes, kurzes Haar leuchtete im Mondlicht und verlieh ihr eine ruhige, fast träumerische Ausstrahlung. Neben ihr stand ein einzelner Besen, elegant und schlicht, aus dunklem Holz.
Echo spürte, wie ihr Herz schneller schlug. „Eine Flugstunde… jetzt? In der Nacht?“
Professorin Jane nickte sanft. „Nachts hört man seine eigene Magie deutlicher. Keine Geräusche, kein Trubel. Nur du und der Himmel.“
„Komm näher“, sagte Jane. Und tätschelte den Besen sanft wie eine gute Freundin.
Echo trat vorsichtig an den Besen heran. Er fühlte sich warm an, fast lebendig, als würde er sich an sie erinnern wollen. Mit klopfendem Herzen schwang sie ein Bein über den Besen und setzte sich. Die Kälte der Nacht schien vor ihrer Aufregung zu verblassen.
Jane trat neben sie. „Atme ruhig. Der Besen folgt nicht deiner Kraft, sondern deiner Absicht. Und du lenkst ihn mit Vertrauen.“
Echo schloss die Augen, spürte die Nachtluft, das Mondlicht auf ihrer Haut. Dann flüsterte sie ihren Zauber: „Tempora stellaris.“
Ein weiches Leuchten zog durch den Besen. Echo fühlte den Impuls wie ein warmes Beben, das durch ihre Hände bis in den Kern des Holzes wanderte. Der Besen hob sich erst kaum merklich, dann entschlossener. Echo atmete scharf ein.
„Nicht festhalten“, erinnerte Jane ruhig. „Führen.“
Echo löste ihren Klammergriff und der Besen antwortete sofort. Sanft hob er sie höher. Die Laternen des Hofes sahen aus wie kleine Sterne, die sich unter ihr entlangzogen. Ein Kribbeln stieg in Echos Brust auf. Freude. Staunen. Ein wenig Furcht.
Ein Windhauch erfasste sie und ein leises Lachen brach aus ihr heraus. Sie wagte einen Bogen nach links, dann einen kleinen Schwung nach oben. Dawn flatterte neben ihr, zog kleine Kreise, als würde sie ihre Freude teilen.
Der Mond spiegelte sich in Echos Augen, während sie weiter über den Hof schwebte, immer sicherer, immer mutiger.
Nach einigen Minuten senkte sich der Besen wieder, sanft wie ein fallendes Blatt. Die Landung war wackelig, aber sie stand. Echos Beine zitterten, doch ihr Lächeln war strahlend.
Jane legte ihr kurz die Hand auf die Schulter. „Sehr gut. In dir steckt mehr, als du selbst glaubst.“
Echo stieg vom Besen, die Aufregung noch tief in ihrem Körper. Dawn schwebte an ihre Wange und kuschelte sich an sie.
Echo sah in den klaren Nachthimmel und flüsterte leise: „Ich bin wirklich geflogen.“
















