In der ersten richtigen Unterrichtsstunde saß Echo so still auf ihrem Stuhl, dass man meinen konnte, sie wolle nicht auffallen. Doch ihre Augen verrieten alles. Sie funkelten vor Neugier, Unsicherheit und einer prickelnden Aufregung, die sie seit ihrer Ankunft nicht mehr losgelassen hatte.
Professorin Estrella, eine schlanke Frau mit sternfarbenen Augen und einem leicht verschmitzten Lächeln, betrat das Klassenzimmer und schon schien die Luft zu schimmern. „Willkommen zu eurer ersten Stunde Hexerei und Magie“, sagte sie, ihre Stimme warm wie Kerzenlicht. „Heute werdet ihr die Manaquelle kennenlernen. Den Hexenkessel.“
Echo schluckte. Der Hexenkessel. Das klang groß, mächtig und ziemlich einschüchternd.
Doch als die Klasse dem gepflasterten Weg durch den verwunschenen Innenhof folgte, verflog ihre Angst langsam. Zwischen Farnen und funkelnden Kristallblumen lag die Manaquelle wie ein kleines Wunder. Magie hing in der Luft, weich und vibrierend, als würde sie Echo sanft und warm begrüßen. Als sie sich setzte, spürte sie, wie eine wohltuende Wärme durch ihren Körper floss. Ihr Herz wurde leichter. Vielleicht gehörte sie ja doch hierher.
Neben ihr plauderten zwei Mädchen über ihre Heimat, eine andere stupste sie spielerisch an und grinste. „Gar nicht so unheimlich, oder?“ „Nein… eher schön“, murmelte Echo und schämte sich ein wenig für ihr großes Staunen.
In einem klassenzimmerähnlichen Raum mit Flaschen und Elixieren nahmen sie auf den Bänken an den Tischen Platz. Aufgeregtes Murmeln und Flüstern schwebte durch den Raum. „Ich hoffe, meine Elfe ist genauso niedlich wie ich“, kicherte eine Mitschülerin. Nach einer Weile trat Professorin Estrella an eine Schülerin heran, legte ihr sanft eine kleine, leuchtende Kugel in die Hand und sprach ruhig: „Stell dir einen Begleiter vor, der dich unterstützt und dem du ein Zuhause schenkst.“
Die Kugel vibrierte, leuchtete auf und plötzlich schwebte eine winzige, funkelnde Elfe vor ihnen. Das ganze Klassenzimmer lachte vor Staunen.
Dann kam Estrella zu Echo. „Bereit?“, fragte sie mit einem wissenden Blick. Echo nickte, auch wenn ihre Hände zitterten. Die Kugel in ihren Fingern war warm und lebendig. Sie schloss die Augen und dachte an Vertrauen, an jemanden, der an ihrer Seite sein könnte, an ein kleines Wesen, das sie nicht enttäuschen wollte und mit dem sie zusammen allerlei Abenteuer erleben würde.
Ein leises Surren, ein sanftes Knistern und als Echo die Augen öffnete, schwebte vor ihr eine winzige Elfe mit denselben Haarlocken und zwei kleinen Haarknäueln auf dem Kopf wie sie selbst. Aufrichtig. Verspielt. Ein bisschen frech. Echo lächelte. Ein ehrliches, warmes, erstes Hexenlächeln. „Dein Name ist …“, überlegte sie laut, während die kleine Elfe vor ihr in der Luft tanzte und ihre ersten Flugbewegungen machte. „Dawn!“ Kein anderer Name machte für dieses kleine Geschöpf in diesem Moment Sinn, wie eine innere Eingebung, die Echo genau in diesem Moment hatte.
Professor Estrella beugte sich vor und flüsterte: „Ich glaube, sie mag dich schon jetzt.“
Und in diesem Moment wusste Echo: Dies war der Anfang von etwas Wundervollem.















