LUNASTRIA HEXENAKADEMIE

  • Mittsommer!
    7 Juni, 2025||
9 Juni, 2025| Chary|

Als die Professorin die Schlosswachen erwähnte strahlte ich über beide Wangen hinweg, denn es war mein größter Wunsch diesen einmal zu begegnen, Fragen zu stellen oder sogar eines Tages beizutreten! Somit konnte ich es kaum abwarten mit der heutigen Aufgabe zu beginnen. Drei meiner Mitschülerinnen und ich hatten uns am Fenster versammelt und übten unsere Knotenzauber. Es lief alles gut. Bis eine von ihnen, die sich in den Fensterrahmen gesessen hatte, ihren ersten Knoten erfolgreich herbeizauberte und jubelnd ihre Hände in die Luft hob. Ihr freudiges Lachen wandelte sich abrupt in einen panischen Schrei, als sie plötzlich ihr Gleichgewicht verlor und rückwärts aus dem Fensterrahmen fiel.

Es fühlte sich an wie wenn die Zeit verlangsamt worden wäre; instinktiv schwang ich meinen Zauberstab in ihre Richtung und materialisierte ein magisches Seil, das sich um den Körper des fallenden Mädchens wand und sich fest verknotete. Eine abrupte Kraft zerrte an meinem Arm, die meinen Oberkörper schon halb aus dem Fenster mit sich riss, doch ich konnte mich mit meiner zweiten Hand noch am Fenster festkrallen. Mit weit aufgerissenen Augen konnte ich nur meine weinende Mitschülerin am Seil hängen sehen und dahinter den Boden, der sich meterweit unter uns streckte.

„S-schnell, zieht uns hoch!!“, platzte es aus mir heraus als ich merkte, dass wir nun beide in Gefahr waren. Jede Sekunde fühlte sich wie eine Ewigkeit an. Mein Puls raste. Mein Atem stockte. Meine Finger gaben nach. Doch da spürte ich plötzlich die Hände meiner zwei Mitschülerinnen an meiner Robe und um meine Fußgelenke und direkt darauf einen Zug nach oben ins Klassenzimmer zurück.

Es brauchte ein wenig zu realisieren, dass wir beide gerettet worden waren. Ich saß nur schwer atmend auf dem Boden des Klassenzimmers, den Griff meines Zauberstabes immernoch fest in der Hand und starrte ins Leere. Die Fragen, ob alles in Ordnung sei und was gerade passiert war, das klägliche Weinen des Mädchens, das fast meterweit in die Tiefe gestürzt worden wäre.. all das klang wie ein weit entferntes Hallen, das nur schwer meine Ohren erreichte. Erst als sich meine Mitschülerin schluchzend auf mich stürzte und sich mehrmals bedankte, wurde ich in die Realität zurückgerissen. 

Mit der Zeit ließ der Schock auch wieder nach und Normalität kehrte langsam wieder ein. Wir übten unsere Knotenzauber weiter; dieses Mal ohne weitere Vorkommnisse und brav auf unseren Stühlen.