LUNASTRIA HEXENAKADEMIE
Sachte strichen meine Finger über den weichen Kopf meiner Elfe. Es waren zwar nur zwei Tage, aber nichts desto trotz, zwei ohne sie. Und ich war mir sicher, ich würde sie vermissen. Aber Selbstständigkeit war nunmal wichtig für die gesunde Entwicklung.
„Also, benimm dich. Und dass du mir ja auf dich acht gibst, ja?“, lächelte ich ihr zu.
Sangh plusterte sich auf, teils empört über meine Aussage, aber vielmehr bereit sich in ihr erstes selbstständiges Abenteuer zu stürzen. So verabschiedete ich mich von ihr und Kana, der Aufsichtselfe, die Sangh freundlichst in Empfang nahm.
Sangh ist ein einziges Energiebündel: Auf die Frage hin, was sie denn am liebsten machen wolle, nickt sie bei jedem Vorschlag eifrig. Sie ist zwar der Sprache nicht mächtig, doch ihr hohes Charisma und ihre aufgeweckte Natur helfen ihr gut dabei sich auf andere Weisen zu verständigen.
Schlussendlich entscheidet Kana für die Kleine: Sangh soll sich im Wald etwas austoben und Ausschau nach Pilzen halten. Das lässt sich der kleine Wirbelwind natürlich nicht zweimal sagen! Nach einer fixen Anleitung und mit einem Körbchen ausgerüstet macht sie sich direkt auf den Weg.
Die Suche nach den diversen Pilzen des Waldes verläuft relativ problemfrei und ein paar kleine Fungi werden sogar mitgenommen. Da erblicken Sangh’s große gelbe Augen etwas: Ein Fliegenpilz, dessen rote Signalfarbe im starken Kontrast zum dunkelgrünen Moos steht und wesentlich größer ist, als ihr eigener Kopf! Sangh muss ihn einfach haben, flink und ohne darüber nachzudenken wie ein Pilz dieser Größeneinheit überhaupt in ihr Körbchen passen solle, stürzt sie sich auf ihr Ziel. Ihre kleinen Finger bohren sich in die rote Fläche – ein kräftiger Atemzug – und mit einem angestrengten „Hnnng!“ fängt Sangh an mit aller Kraft an dem Pilz zu ziehen. Bis…
„Aiaiaii!!“
…der Pilz zu jammern anfängt??
Erschrocken lässt Sangh los und kann nur voller Entsetzen zusehen wie sich der „Pilz“ weinerlich erhebt und unter seinem Schirm eine kleine, bekannte, Kreatur sich die übergroße Brille richtet, tränenerfüllt zu Sangh aufsieht und sie leise anwimmert. Es ist kein übergroßer Fliegenpilz, nein, es ist Sangh’s Elfenfreundin Mellow, in ihrem Pilzkostüm! Sie hat sich in dem Moos wohl hingelegt um ein kleines Nickerchen zu machen. Unfähig sich für sowohl das Missverständnis, als auch das grobe Ziehen zu entschuldigen, fuchtelt Sangh nervös mit ihren Armen herum und macht aufgeregte Laute. Um das Ganze wiedergutzumachen, greift das kleine Nervenbündel in ihr Körbchen und reicht Mellow einen ihrer gesammelten kleinen Pilze… und glücklicherweise nimmt diese die Entschuldigung und den kleinen Fungus an.