LUNASTRIA HEXENAKADEMIE

  • Wieder da!
    24 April, 2025||
21 März, 2025| Chary|

Das kalte Holz meines Cellos unter den Fingerkuppen spürend starrte ich in die Weite des leeren Schulganges. Eine erwartungsvolle Stille lag in der Luft, während meine Mitschülerinnen -und insbesondere Professorin Rosella- gespannt zusahen.

Jetzt bloß nicht nervös werden
, ermahnte ich mich in Gedanken, ich kann das!

„Mein Zauber dient zur Navigation und Wegfindung“, begann ich schließlich zusammenfassend zu erklären, „Er wird mir den richtigen Pfad anzeigen, indem er leuchtende Noten auf dem Boden erscheinen lässt. Etwa wie Pflastersteine.“

Ich griff nach meinem Bogen und setzte ihn an die Cellosaiten an. Den verwirrten Blicken der Anwesenden nach zu urteilen reichten meine Worte nicht um ihnen mein Vorhaben nahezubringen, daher mussten schnell Taten folgen. Ein tiefer Strich über die Saiten ließ den ersten Ton erklingen, dann den nächsten und bald schon holte ich tief Luft um zum Gesang anzusetzen:

„Ein Ton, ein Licht, ein Schritt, ein Spiel,
Strahlende Noten leiten mich zum Ziel.
Helle Klänge, führen mich fort,
sicher an den rechten Ort!
Zeigen mir wie, zeigen mir wo
Al a re laye, al a re layo!“

Ein warmes, magisches Gefühl durchströmte meinen Körper, ehe es über meine Stimmbänder hinaus wich und vor mir auf dem Boden in einem sanften Blauton schimmernde Noten erschienen. Diese formten sich zu einer Spur, die den Gang entlang zierte und vor der Tür unseres Klassenzimmers endete. Ein leises Murmeln schlich durch die Reihen meiner Mitschüler, doch ich lies mich davon nicht beirren. Ich verstärkte meinen Bogenstrich, sodass die Noten im sprunghaften Rhythmus der Melodie pulsierten.

Als der letzte Ton hallte, verblassten die kleinen Wegweiser bis nur noch schwache Nachbilder flimmerten. Ich legte den Bogen ab und sah auf, direkt in Professorin Rosella’s doch eher kritischen Gesichtsausdruck. „Interessant. Die Synchronität zwischen deiner Musik und deines Zaubers ist stabil. Doch…“ Sie verschränkte ihre Arme. „Was passiert, wenn du während deines Zaubers einen falschen Ton spielst?“

Mein Magen zog sich leicht zusammen. Ich hatte gehofft, dass diese Frage nicht aufkäme.

„N-nun, äh… die Noten können verzerrt erscheinen, nicht gut sichtbar sein oder frühzeitig verschwinden. Das kann zu einer falschen Fährte führen.“ erklärte ich, wenn auch etwas unsicher. Doch die Antwort reichte unserer Professorin. „Das heißt, du musst absolut präzise handeln.“ Sie nickte bestätigend. „Nichts desto trotz war das eine kreative Herangehensweise und du hast deine Thematik erfasst.“

Ein Stein fiel mir vom Herzen als ich realisierte, dass ich es wohl geschafft hatte. Noch ein wenig zittrig vor Aufregung, aber dennoch lächelnd, verstaute ich mein Cello wieder in den Koffer, während die nächste Schülerin nach vorne trat.