LUNASTRIA HEXENAKADEMIE

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    23. Januar 2025||
15. Januar 2025| Chary|

Nyx‘ POV:
Ich war bereits im Schulgarten und kümmerte mich um die verschiedenen Pflanzen als mich Chary um Hilfe für ihre Prüfung bat. Mit einem warmen Lächeln nickte ich und stimmte zu, sie zu stützen.

Die Sonne tauchte den Schulgarten bereits in warmes Sonnenlicht, perfekt für meinen geplanten Zauber. Dafür nahm ich einen winzigen Samen in die Hand und vergrub ihn in die weiche Erde. Dann nahm ich meinen Zauberstab in die Hand und konzentrierte mich mit geschlossenen Augen:

„Wachse, Blume, streck dich aus,
erblühe hier vor deinem Haus.
Mit Licht und Glanz erfülle den Raum,
wie ein lebendiger, blühender Traum.
Infini vague a l’ame!“

Meine ruhige Stimme trug die sanfte Blütenmagie mit sich und ströhmte von meinen Fingerspitzen in das morsche Holz meines Stabes und von dort weiter in einem zarten Lichtstrahl in den kleinen Samen unter der Erde. Ich öffnete die Augen gerade rechtzeitig, um den Zauber in voller Wirkung zu sehen. Ein feiner, schimmernder Faden aus pinkem Licht zieht sich vom Boden in die Höhe, und dann – wie von unsichtbaren Händen geführt – öffnet sich die Erde. Von dort aus brach ein kleiner Trieb hervor, er zitterte als er wuchs.

Die Pflanze streckte sich nach oben bis Blätter vorsprossen und prächtige Blüten in pudrigen Rosa sich öffneten. Die Ränder der Blütenblätter leuchteten wie wenn sie mit Sonnenstrahlen bestickt waren. Mein Herz machte einen kleinen Sprung und ein Lächeln breitete sich auf meinem Gesicht aus. „Chary! Jetzt bist du an der Reihe!“


Chary’s POV:
Eine wirre Mischung aus Prüfungsangst und Tatendrang tobte in mir, während ich den Griff um den Henkel meines Cellokoffers festigte. Ziellos wanderte mein Blick von einer Stelle des Gartens zur anderen und ich dachte darüber nach was ich für diese Prüfung vorführen wollte; es war wie ein leeres Notenblatt mit der Aussage „Hier, spiele das vor!“ und -so kreativ wie manche meiner Einfälle bisher auch waren- ein Improvisationsgenie war ich bei Weitem nicht.

Da blieb mein Blick an fluffigem, rosanem Haar hängen und riss mich aus dem Gedanken-Wirrwarr. Es war Nyx, eindeutig! Wie wenn mein Körper sich selbstständig gemacht hätte, lies ich meinen Cellokoffer zu Boden, eilte zu ihr und fragte sie, ob sie mich denn nicht bei der Prüfung in Form einer Gruppenarbeit unterstützen wolle? Als diese meine Frage mit einem warmen Lächeln bejahte, fiel mir regelrecht ein Ballast von den Schultern…was bei genauerem Nachdenken wohl eher die verspätete Erkenntnis war, dass ich mein schweres Instrument nichtmehr trug.
Zusammen mit Nyx tüftelten wir somit einen kleinen Plan aus, wie wir unsere Magie am besten kombinieren könnten und ehe wir uns versahen war ich auch schon an der Reihe meine Prüfung zu absolvieren.

Während meine Prüfungspartnerin den Auftakt unserer Performance mit dem Blumensamen einleitete, nahm ich auf meinem kleinen Aufklapphocker Platz und positionierte mein Cello zwischen den Knien um es zu stabilisieren. Ich spürte meinen Griff um den Bogen festigen und mein Herz schneller schlagen als ich Nyx‘ Zauberspruch vernahm und beobachtete voller Staunen das Spektakel, wie die Pflanze sich in ihrer ganzen Pracht erhob.
„Chary! Jetzt bist du an der Reihe!“ – Nyx‘ heitere Stimme riss mich erst aus der Bewunderung heraus und ich erwiderte ihr mit einem entschlossenen Nicken.

Mein Blick senkte sich auf mein Instrument, meine Atmung wurde ruhiger. Sachte drückte ich die Fingerspitzen auf das Griffbrett und setzte die Sehnen meines Bogens an die Cellosaiten an. Ich spürte den Widerstand so klar wie noch nie zuvor. Ein schwungvoller Zug mit dem Bogen über das Instrument und ein kräftiger Klang ertönte.

„Wunderschöne Blume, höre mich an,
Mit jedem Ton, mit jedem Klang.
Die Saiten bitten dich zum Tanze, lebendig und froh,
Al a re laye, al a re layo!“

Begleitet durch weitere sanfte Akkorde sprach ich meinen Zauberspruch und beobachtete wie schillernde Notenlinien um mich herum erschienen waren und sich anschließend an jeweils eine der pudrig rosanen Blütenblätter hefteten. Mein Herz ging auf als mich die Magie durchströmte und ich eine Verbundenheit zur Pflanze spürte. Intuitiv setzte ich meinen Bogen ab und begann die Saiten in sprunghaften Bewegungen zu zupfen. Der verspielte Klang bildete dabei bunt schimmernde Noten, die an den Notenlinien entlang auf die Blume zu hüpften und bei Kontakt diese beschwingt zum Tanzen brachten.
Ein herzhaftes Lachen brach aus mir heraus während meine Fingerspitzen auf dem Cello im Einklang mit Nyx‘ Blume ihr Tänzchen wagten; jeder Schwung, jede Drehung hinterließ ein Spektakel von bunten Noten, Lichtern und Glitzer.

Als die Darbietung ihr Ende fand, stand ich auf und wir verbeugten uns respektvoll zueinander, ehe die Blume ihr Blüten schloss und ihren Weg zurück in die Erde fand. Ich seufzte schwer, denn auch ich hätte mich am liebsten niedergelegt, als ich erst da merkte wie auslaugend es war.