LUNASTRIA HEXENAKADEMIE

  • Wieder da!
    24 April, 2025||
12 Mai, 2025| Chary|

In der Dämmerung, als der Sternensee glitzerte wie eine Galaxie, stand ich entschlossen am Ufer. Neben mir saß Sangh, noch kaum größer als meine Handfläche, lächelnd und vor Aufregung kaum stillzuhalten. Sie tippte mit den kleinen Händchen auf die Wasseroberfläche, wie wenn sie die Sterne darin einfangen wollte und betrachtete ihr Spiegelbild. „Präg es dir gut ein“, scherzte ich mit ihr, „du wirst bestimmt schon bald ganz anders aussehen.“ Sie quiekte nur freudig als Antwort darauf.

Der Zauberkreis war bereits vorbereitet; er war aus Sternenstaub gezogen und durch Runen versiegelt. Diese mussten aus einer sehr alten Sprache stammen, denn lesen konnte ich sie nicht. Die Luft war magisch erfüllt und ein sanfter Windhauch umstreifte uns. Da schwebte sie aus den Bäumen hervor, eine ausgewachsene Elfe mit langem silbrigen Haar und einem Blick, der alleine schon Geschichten aus alten Zeiten erzählen konnte. Sie verbeugte sich vor unseren Augen und begann zu sprechen:

„Junge Hexe, junge Elfe,
ihr möchtet wissen, wann eine Elfe größer wird? Nun, lasst mich euch ein wenig darüber erzählen…“

Sangh und ich hörten aufmerksam zu und nahmen uns die Worte zu Herzen. Ich wusste, dass das kein einfacher Zauber sein würde. Nein, es war ein Versprechen an mich, an Sangh und an unsere gemeinsame Zukunft. Als die Elfe ihren Vortrag beendete, nickte ich, während Sangh auf meine Hand kletterte. Sie zitterte etwas und ich konnte nicht ausmachen, ob vor Angst oder Vorfreude. Ich streichelte ihren Kopf sachte mit dem Finger, ehe die älteren Elfen hinzukamen und wir unsere Positionen einnahmen.

Der Zauber begann sogleich. Die Worte des Rituals waren wie ein jahrhunderte alter Gesang und doch verständlich. Meine Stimme fügte sich harmonisch ein und mein Herz schlug im Takt der Magie. Daraufhin begann der Kreis zu leuchten. Es war ein Licht, das nicht grell, sondern warm wie ein Schimmer war. Sangh schwebte langsam in der Mitte und der Schein legte sich um sie wie ein Schleier, bis sie nur noch eine Silhouette ihrer selbst war. Diese formte sich langsam und wuchs. Ihre Gestalt wurde länger, zierlicher, selbst ihre Swirlis streckten sich.

Ich sah gespannt der Verwandlung zu und spürte sie warm im innersten Teil meines Brustkorbes. Es war wie ein Band, das sich zwischen uns spannte und das stärker als zuvor. Es fühlte sich wie eine Ewigkeit an, da erlosch der Zauber und zwischen den leuchtenden Partikeln und Auren schwebte sie: Sangh, die nun wesentlich größer und erwachsener, doch immernoch erkennbar sie selbst war. Unsere Blicke hafteten noch eine Weile aufeinander, ehe ich ihr meine Handflächen reichte, um sie in Empfang zu nehmen. Aufbrausend wie eh und je, zischte sie jedoch mit weit ausgestreckten Ärmchen und einem strahlenden „Chary!!“ auf mich zu und klatschte dabei mit voller Wucht gegen mein Gesicht. Sangh hatte sich noch nicht an ihren neuen Körper gewöhnt, das stand fest.
Ich rieb mir die schmerzende Nase und die tollpatschige Elfe sank unbeholfen auf meine noch freie offene Handfläche, während wir beide schmerzerfüllt vor uns hin jammerten.. doch dann fast zeitgleich zu lachen begannen.

Ihre Erscheinung mochte sich vielleicht verändert haben, doch sie war noch immer mein kleiner Wirbelwind, den ich um nichts in der Welt eintauschen würde. Das ist meine Sangh!