LUNASTRIA HEXENAKADEMIE

  • Mittsommer!
    7 Juni, 2025||
29 Mai, 2025| Iris|

Iris schiebt nervös ihren Stift von einer Seite des Notizblockes zur anderen. Heute würden sie zum ersten Mal richtig schneidern. Die letzte Stunde hatte zwar ganz gut geklappt, aber nun ist Iris doch aufgeregter, als sie zuvor gedacht hatte. Es gibt eigentlich gar keinen Grund nervös zu sein – zumindest sagt die junge Hexe sich das immer wieder und auch Elisa legt beruhigend ihre kleine Hand auf ihren Handrücken. Zaghaft lächelt Iris sie an: „Ich weiß, ich weiß“, sagt sie mit einem leichten Flattern in der Stimme. Elisa brauchte nichts sagen, Iris wusste auch so, was sie sagen wollte. Es war offensichtlich! Immerhin war das hier Unterricht und keine Prüfung – warum die Nervosität? Aber innerlich wusste Iris, dass sie gut sein wollte. Nachdem Professorin Jeanie ihnen von der Modenschau erzählt hatte, hatte es einen Eifer in Iris entfacht, den sie sonst nur bei Gartenarbeiten oder Blumenmagie kannte. 

Nachdem Professorin Jeanie erklärt hatte, dass es sich heute nur um ein Übungsprojekt und praktisch um ein Experiment handelt, entspannte Iris sich wieder sichtlich. Und sofort begann ihr Kopf zu arbeiten. Was könnte sie machen? Was wäre etwas besonderes? Was macht Iris aus? 

Gedankenverloren kritzelt Iris auf ihren Notizblock. Was macht sie aus? Fast bemerkt sie nicht, wie Elisa ihr einen hellblauen Stift zuschiebt. Ja – ihre Lieblingsfarbe ist blau und ihre Hexenfarbe ist ein wunderschönes Hellblau. Blau ist definitiv ein Teil von mir, denkt Iris bei sich und nimmt den Stift dankbar von Elisa an. Dann nimmt das Kleid immer mehr Form an. 

Immer mehr Notizen füllen die Seite von Iris Notizbuch: Elfen … magische Wesen – Elisa. Es sollte definitiv Glitzer geben, um ihr besonderes Wesen hervorzuheben – BLAU – Blumen? Seidenblumen? verschiedene Farbtöne? Kontast zum Blau? Was macht das Kleid interessant? Form / Stoffe / Farben? 

Energisch kreist Iris die beiden Worte „Form“ und „Stoffe“ ein. „Ich glaube ich habe eine Idee, Elisa!“, flüstert sie aufgeregt und beginnt eine Skizze zu zeichnen. Sieh nur – hier mit einer starken Schulterpartie, aber trotzdem weich und magisch – am besten mit dem Glitzerstoff, den ich auf für den Rock haben möchte. Wie der Stoff glitzert? Mit Magie? Hm … ich glaube das finde ich zu einfach … wie wäre es mit zerstoßenen Muscheln? Perlmutt schimmert immerhin auch total magisch und sanft!“ Elisa nickt zustimmend und sieht sie schließlich mit großen Augen an. „Ich möchte eine Krone!“, sagt sie schließlich und Iris muss doch etwas lachen. Irgendwie hatte sie das von Elisa nicht erwartet aber irgendwie … ist dieses Design schon mit ihr als Muse entstanden. Elisa ist so vernünftig und stark, fängt sie immer wieder auf, wenn sie sich in Träumereien verliert – Stärke und Eleganz und – eine Krone! Mit ein paar Strichen fügt Iris eine Krone aus Silber hinzu. „Nun fehlt noch mein eigener Einfluss“, murmelt die junge Hexe und fügt mit einem dicken Stift einige blaue Punkte in verschiedenen Blautönen hinzu. „Die Seidenblumen können das Design zusammenbringen!“ 

Aufgeregt streckt Iris ihre Hand in die Höhe. „Ja?“, fragt Professorin Jeanie und stellt sich hilfsbereit an Iris‘ Seite. „Also – ich habe mein Design fertig aber ich glaube, der Teil hier mit der Schleife, der zum Kleid wird … da habe ich keine Idee, wie genau ich das umsetzen soll“, erklärt Iris. „Ah, ja das ist der Hauptteil des Kleides. Den brauchst du tatsächlich zuerst, gut erkannt. Als erstes kannst du dir eine solche Steckpuppe nehmen“, erklärt Professorin Jeanie und führt sie zu einer der Steckpuppen, die am Rande des Klassenraums stehen. „Hiermit kannst du die Schnitte anstecken, ohne sofort alles zuschneiden zu müssen. Beginne am besten mit einem einfachen Baumwollstoff, um das Muster zu stecken. Für dieses Kleid wirst du ein Innenfutter brauchen, damit der Hauptteil des Kleides genug Struktur hat, um die Ärmel und den durchsichtigen Rock zu tragen.“ Während Professorin Jeanie Iris und Elisa erklärt, wie sie Schritt für Schritt ein Schnittmuster erschaffen können, macht sich Iris fleißig Notizen. Nach und nach steckt sie mit Elisas Hilfe das Kleid an der Puppe fest. Immer mehr nimmt es Form an und nach einigen schweißtreibenden Stunden ist der komplizierte Teil des Kleides fertig. Den Schnitt für einen Tellerrock hatten sie zum Glück bereits gelernt; und ehrlicherweise ist der Schnitt auch sehr einfach. Den doppelten Tellerrock aus dem durchsichtigen Stoff näht Iris vorsichtig an den Saum des kurzen Kleides. Auch die Puffärmel sind nicht so kompliziert, wie gedacht. Mit einigen Abnähern und verstreckten Drähten bleiben sie in der Form, die Iris und Elisa sich zusammen erdacht hatten. Auch die Krone bauen sie provisorisch – es ist natürlich keine perfekte Krone aus Silber, so wie gewollt, aber der Gestaltungsgedanke wird deutlich. 

Etwa dreißig Seidenblumen später sitzt Iris erschöpft auf ihrem Stuhl und Elisa liegt flach auf dem Tisch. „Das war anstrengend!“, seufzt Iris und blickt aus dem Fenster. Die Sonne steht bereits tief. Es ist so viel Zeit vergangen und doch hatte sie es kaum bemerkt. Nähen war schon ein aufwendiges Fach! „Aber hat es sich nicht gelohnt?“, fragt Professorin Jeanie mit einem Augenzwinkern. „Auf jeden Fall!“, antworten Iris und Elisa gleichzeitig und lächeln erschöpft, aber zufrieden und betrachten ihr Werk.