In der 3. Std. Besenflug erzählte uns Professorin Jane eine uralte Legende; über eine Hexe dessen Begabung bis heute kein zweites Mal vorkam. 

Die Legende vom weißgrünen Blitz

Man erzählte sich, dass diese Hexe schon als sehr junges Mädchen einen Blick für Dinge hatte, die sonst sich selbst überlassen oder gar ausgeschwiegen wurden. Denn Hexenbesen ereilt tatsächlich ein sehr tragisches Schicksal. Jeder Besen bindet sich nur einmal in seinem Leben an eine einzige Hexe. Doch was passiert mit ihm, wenn seine Besitzerin am Ende ihrer Zeit angekommen ist? 

Wenn eine Hexe stirbt, so begibt sich ihr Besen auf eine ewige Reise durch die Zauberwelt. Und Besen leben viel länger als Hexen. So gehören auch verwilderte Besen zu den magischen Geschöpfen von Wäldern und Mooren. Doch im Gegensatz zu kleinen süßen Feen richten diese Besen in den meisten Fällen viel Schaden an. Sie zerstören mit ihrer ungezähmten Trauer und Besitzlosigkeit nicht nur die Natur, sondern fallen auch über andere magische Wesen her. 

Eines Tages verirrte sich so ein herrenloser Besen im Düsterwald und verletzte unzählige Jungelfen. Darunter auch die Jung Elfe, der Hexe, die über die einzigartige Begabung verfügte. Das junge Mädchen selbst wusste noch nicht, welche magische Besonderheit in ihr schlummerte. Allein schon ihr äußerliches Erscheinungsbild war ungewöhnlich. Sie hatte silbernes glattes Haar und grüngelbe Augen. Auch die Kleidung, die sie trug, schien ungewöhnlich zu sein, da sie wie eine zweite Haut saß und an manchen Stellen Schuppen aufwies. 

Die junge Hexe machte sich auf den Weg in den Düsterwald, um den Dingen auf den Grund zu gehen. Angst hatte sie nicht. Es war eher die Neugier, die sie antrieb. Sie suchte und suchte. Der Düsterwald machte an diesem Tage kein einziges Geräusch, noch konnte man irgendwelche anderen Wesen ausfindig machen. Der Wald schien verlassen.  Als es dunkelte, raste etwas mit sehr hoher Geschwindigkeit an ihr vorbei. Man konnte nicht erkennen um was es sich handelte. Ein zweites Mal flog es vorbei und streifte die junge Hexe unsanft seitlich über das Gesicht.  Autsch! Sie griff sich ins Gesicht und spürte, wie das lauwarme Blut in ihre Hände sickerte. Das „Etwas“ hatte sie so hart und schnell berührt, dass die Luft sich zu einer Klinge formte und eine Wunde hinterließ. Ganz intuitiv verteilte die junge Hexe ihr Blut in ihre Handflächen und flüsterte einen Zauber in sie hinein. Ihre Hände fingen an rötlich zu leuchten, als würde sie Handschuhe aus Licht tragen. Sie stellte sich in die Mitte des Waldweges und schloss die Augen. Da der Wald verstummte hörte man, wie das Wesen brausend näherkam. Fest entschlossen griff die junge Hexe beim dritten Vorbeiflug zum Wesen und ihre Hände umklammerten fest und bestimmt einen hölzernen schmalen Gegenstand. Sie wurde brutal herumgerissen und ehe sie sich versah, saß sie auf einem Besen und flog mit unschätzbarer Geschwindigkeit durch den Wald. Ihre Augen tränten, so schnell flog sie. Der Besen ließ nichts unversucht, um die junge Hexe abzuschütteln. Rammte Bäume und flog durch Dornen. Sie schrie mehrmals vor Schmerz auf, doch dann begannen ihre Hände zu Strahlen. Das Leuchten wanderte von ihren Händen in den Besenstiel. Mit einem kräftigen „HALT!“ bremste der Besen ab. Kein Ruckeln, kein Zittern, keinen einzigen Mucks machte der Besen. Er stand regungslos in der Luft. Die junge Hexe stieg ab und löste ihren Griff vom Besen. Dieser schwebte wiederum regungslos an Ort und Stelle. Selbst über ihren eigenen Zauber verwundert, sprach sie zum Besen: „Möchtest du mit mir kommen?“

Der Besen flog sachte auf das junge Mädchen zu und ließ sich in ihre Hände fallen. Das ist wohl ein Ja, dachte sie und brachte den Besen zur Akademie. 

Mit diesem Tage hatte die Akademie ihren ersten gezähmten Schulbesen erworben und auch ihre aller erste Besenfluglehrerin. Immer dann, wenn man einen hellgrünen schon fast weißen Blitz innerhalb der Wälder um Lunastria vernahm, wusste man, dass die Legende des weißgrünen Blitzes einen weiteren Schulbesen für sich gewonnen hatte. 

Und seither wurde das Schicksal vieler Hexenbesen ein bisschen weniger tragisch, denn sie verhalfen für den Rest ihrer Zeit jungen Hexen zum Besenflug.