Ich bin um 22:00 Uhr aus meinem kuschelig warmen Bett geschlichen – pssst, niemandem verraten! In der Bibliothek der Zauberschule sollen sich nachts nämlich Mufuns herumtreiben! Das sind flauschige, aber mega freche Wesen, die in Büchern leben. Sie knabbern an Buchstaben, machen Seiten unsichtbar und kichern, wenn man sich verliest! Manche sagen, sie bestehen zur Hälfte aus Magie und zur anderen Hälfte aus… Unsinn.

Myth, meine Elfenfreundin, ist natürlich mitgekommen. Sie ist nur so groß wie meine Hand, aber ihr Herz ist so mutig wie das eines Drachen! Und sie leuchtet ein bisschen, wenn sie aufgeregt ist – heute hat sie richtig gestrahlt.

Die Bibliothek war riesengroß, dunkel und roch nach alten Seiten und Zaubertinte. Überall war es still… fast zu still. Nur manchmal hörte man ein leises PLOPP – das war bestimmt ein Mufun, der aus einem Buch gehüpft ist! Wir haben uns versteckt hinter einem Regal voller Zaubertrankrezepte, und da! Ein glitzriges Flimmern!

Ein Mufun!!!

Er war fluffig wie Zuckerwatte, seine Ohren winzig klein. Er schwebte über einem dicken Buch und pupste dabei Glitzer! Ich schwöre!

Myth flüsterte:
„Sana, sing etwas! Deine Melodie-Magie könnte ihn locken!“

Ich hab tief durchgeatmet, mein Herz hämmerte wie verrückt, und dann hab ich angefangen zu summen. Erst ganz leise – eine Melodie über verlorene Buchstaben, tanzende Seiten und flauschige Freunde. Die Noten schwebten aus meinem Mund wie silberne Schmetterlinge. Der Mufun drehte sich, schnupperte, und dann… begann er zu wackeln! Wie beim Tanzen!

Ich sang weiter, jetzt etwas schneller. Der Mufun wackelte mit, purzelte über ein Regal, landete auf einem Wörterbuch, hüpfte in meine Richtung – und zack sprang in den Glaskristall, den Myth bereitgehalten hatte. Gefangen! Ganz sanft, natürlich. Nur, damit er nicht weiter Unsinn treibt.

Ich hab ihm ein Stück von meinem Honigbonbon gegeben und ihn versprochen, dass wir ein Buch nur für ihn suchen, in dem er wohnen darf, ohne dass er Ärger macht. Er hat geschnurrt wie ein Kätzchen aus Magie.