LUNASTRIA HEXENAKADEMIE

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Heute beginnt mein Tag wieder in dem wundervoll gemütlichen Raum hoch oben im Dachzimmer der Akademie. Professorin Celestine blickt uns mit wissenden Augen an und zeigt uns eine Kristallkugel. „Heute stelle ich euch verschiedene Formen der Wahrsagerei vor. Den Anfang macht dabei die beliebteste Methode – die Kristallkugel!“ Geheimnisvoll lässt sie ihre Hände über die Kristallkugel gleiten und beinahe bilde ich mir ein, schon etwas darin erkennen zu können. Elisa sitzt aufmerksam vor mir und hört der Professorin ebenso gebannt zu, wie ich. Wahrsagerei klingt viel spannender, als ich zuvor gedacht hatte und die wundervoll schimmernden Kugeln faszinieren mich – sie sind beinahe schon hypnotisierend.

Professorin Celestine deutet auf eine Reihe Kristallkugeln, die auf Samtkissen gebettet auf einem Tisch voller Zierdecken liegen. „Falls ihr noch keine eigene Kristallkugel besitzt, könnt ihr euch eine aus den Beständen der Schule nehmen. Trotzdem empfehle ich euch, eine eigene Kristallkugel zu kaufen, wenn ihr euch für Wahrsagerei interessiert.“ Vorsichtig nehme ich mir eine der Kristallkugeln und beobachte, wie das sanfte Kerzenlicht ihr Inneres zum Leuchten bringt.

„Kristallkugeln sind in der Lage, Bilder aus euren Gedanken zu formen. Dafür benötigt ihr Fokus und Konzentration – das haben wir letzte Woche geübt. Sie werden meistens genutzt, um Vorhersagen zu treffen oder komplexe Aufspürzauber über weite Entfernungen auszuführen. Heute soll jede von euch einen Blick in eure Kristallkugel werfen und berichten, was sie darin sieht. Es geht nicht darum, nur die Bilder zu beschreiben. Nein, ihr sollt eure Intuition verbessern! Manche nennen es Bauchgefühl, andere spüren eine Art Vorsehung oder nennen es Schicksal – aber ihr sollt es gemeinsam mit euren Emotionen nutzen, um euch an das Vorhersagen heranzutasten. Aktuelle Emotionen beeinflussen die Wahrsagerei, daher kann eine ruhige und entspannte Umgebung helfen, um möglichst klare Vorhersagen zu treffen!“, erklärt Professorin Celestine und nickt dann der ersten Schülerin zu. „Bitte versuch du es als erstes“, sagt sie und die Schülerin nickt. Sie schließt kurz ihre Augen, um sich zu konzentrieren und starrt dann gebannt in die vor ihr liegende Kugel. „Ich sehe … einen blauen Himmel. Dort sind Wolken und… es ist kalt? Ich sehe einen Besen… oh, ich glaube das ist mein Besen!“, ruft sie aufgeregt. „Oh, jetzt ist das Bild weg“, murmelt sie und Professorin Celestine nickt. „Ein starker Gefühlswechsel kann dazu führen, dass die Verbindung zur Kristallkugel abbricht oder sich die Bilder in unerwartete Richtungen wandeln. Das ist aber alles nur eine Frage der Übung. Es ist sehr gut, wie du die Bilder interpretiert hast – und sogar schon eine Temperatur fühlen konntest. Ich nehme an, du magst den Besenflug?“, fragt sie die Schülerin, die eifrig nickt. „Ja, der Besenflug macht mir unglaublich viel Spaß!“

So kommen nach und nach die anderen Schüler*innen an die Reihe und jede berichtet mehr oder weniger lange von den Bildern, die ihnen die Kristallkugel zeigt. Nach den ersten Versuchen lernen die anderen schnell, weniger emotional auf das Gesehene zu regieren – das heißt, sie versuchen es. Eine Schülerin stößt sogar einen kleinen Freudenschrei aus, als sie in der Kugel sieht, wie sie mit ihrem Schwarm am Fluss spazieren geht. Ob ich das wohl schaffen werde?

Als ich an der Reihe bin, atme ich tief ein und aus. Ich konzentriere meine Gedanken auf die Kristallkugel, versuche meine Magie und Gedanken ruhig fließen zu lassen. In der Kristallkugel sehe ich einen Raum, ein Klassenzimmer! „Ich … sehe ein Klassenzimmer“, berichte ich den anderen Schüler*innen. Mein Herz beginnt stärker zu klopfen, als sich das Bild langsam wandelt. Mein Blick wird auf einen Tisch im Klassenraum gezogen, wo ein verkümmertes, vertrocknetes Pflänzchen auf einem weißen Tuch liegt. „Ich sehe … eine Pflanze auf einem Tuch. Sie ist kaputt gegangen“, erzähle ich und Traurigkeit schleicht sich in mein Herz. Winzige Blüten aus Magie fallen auf die Pflanze und sie bekommt langsam wieder mehr Farbe, ihr Stängel und auch die Blütenblätter wirken wieder praller und die Pflanze richtet sich auf. Ich spüre ein unglaubliches Glücksgefühl und kann gar nicht zuordnen, ob die Freude aus der Vorhersage stammt, aus diesem Moment, weil die Pflanze gerettet wurde, oder weil ich tatsächlich etwas in der Kristallkugel sehen konnte. Mit diesem Glücksgefühl reißt das Bild ab. „Die Pflanze wurde wiederbelebt! Mit Blütenmagie“, berichte ich aufgeregt und Professorin Celestine nickt. „Sehr gut – du scheinst einen Blick in die nicht ganz so ferne Zukunft geworfen zu haben“, sagt sie mit einem wissenden Lächeln. „Ich habe Blütenmagie“, flüstere ich leise und Elisa sieht mich mit großen Augen an. „Wir werden eine Pflanze wiederbeleben“, sage ich fast tonlos, mehr zu mir selbst, als zu Elisa. Sie versteht mich dennoch und legt ihre kleine Hand auf die meine. Sie weiß, was diese Vision für mich bedeutet – sie bedeutet, dass ich mich in Zukunft tatsächlich auf den Weg machen werde, mich in Gartenpraxis und Blütenzaubern zu verbessern.

Die Kristallkugel hat mir einen Funken der Zukunft gezeigt, die ich mir so sehr wünsche.