Gewappnet mit Ohrenschützern fest über meinen Ohren lief ich vorsichtig die schlammige Reihe entlang, in der die Alraunen-Pflanzen wuchsen. Innerlich ging ich die Regeln noch einmal durch: Ja nicht ohne Vorbereitung rausziehen! Eine Alraune schreit nicht nur, nein, sie kreischt so laut und markerschütternd, da würde man schneller liegen als ein gefällter Baum. Niemals ohne Ohrenschützer!

Die richtige Technik beim Ziehen muss auch sitzen! Nicht zu vorsichtig, da bekommst du sie nicht raus oder sie verkriechen sich wieder in der Erde. Zu schnell? Das Schreien könnte dich zu sehr durchdringen! Einfach mit einem guten Ruck raus. Klingt doch einfach, oder?

„Bedenkt, dass die derzeitige Ernte zickig sein kann.“, warnte uns Professorin Mandragora, die uns zur Sicherheit begleitete. Super, ein weiteres Hindernis. Ich nahm meine Gartenschaufel und grub vorsichtig um den Stängel der ersten Alraune. Der Boden bröckelte etwas weg und enthüllte nach und nach eine knorrige Wurzel, die sich mit kleinen, zappelnden Armen an der Erde festklammerte. Mit tiefem Atemzug machte ich mich bereit und zog an der Pflanze.

Ein ohrenbetäubender Schrei durchdrängte beinahe die Ohrenschützer, meine Hände zitterten fast vor der Vibration. Die Alraune wand sich wie ein verärgerter Säugling und schlug mit den kleinen Armen um sich. Bei dem Gezeter spuckte es mir Erde ins Gesicht. Großartig. „Ruhig, du kleines Biest!“ rief ich und stopfte die schreiende Wurzel in einen bereitstehenden Korb der speziell für Alraunen gedacht war. Kaum war sie darin, hörte das Schreien auf und die Pflanze schien beleidigt zu schmollen.

Mir entwischte doch hier und da eine Alraune zurück in der Erde und eine schaffte es sogar durch ihr Zappeln meinen Werkzeugkasten wegzuschleudern. Als eine von ihnen sich aus meinen Händen strampelte, rannte ich ihr schnell hinterher um sie einzufangen. Dabei rutschte ich auf dem Schlamm aus und wurde belustigt angeschaut. Zum Glück passierte mir nichts weiteres und ich konnte die restliche Arbeit ohne Vorkomnisse bewältigen.

Der Tag war zu Ende, die Körbe voll und mein gesamter Körper erschöpft von der Tätigkeit. Doch das Zittern und Zerren meiner Muskeln war nur ein Beweis der fleißigen Arbeit die wir geschafft hatten.